Hörbücher zum Herunterladen:Piraterie und Alltag

Der Verlag Random House hat 500 Titel ohne Kopierschutz angeboten, um der digitalen Piraterie entgegen zu wirken. Mit Erfolg: Die zum Download verfügbaren Hörbücher tauchten in keinen Tauschbörsen auf.

Christian Kortmann und Mirjam Hauck

Texte sind im Netz kaum im Zaum zu halten, ob Songlyrics, Benn-Gedichte oder komplette Enzyklopädien: Wenn sie einmal online sind, gehen sie ihre eigenen Wege, die für den Urheber nicht mehr kontrollierbar sind. Nicht nur Texte, sondern alle Inhalte sind durch die Digitalisierung zu einer frei verfügbaren Masse geworden, die den Autor nicht mehr mit Tantiemen entlohnt, ja, ihn manchmal sogar vergisst.

Hörbücher zum Herunterladen: Random House bietet Hörbücher zum frei verfügbaren Download an.

Random House bietet Hörbücher zum frei verfügbaren Download an.

(Foto: Foto: dpa)

Deshalb bestand eines der größten Projekte des vergangenen Jahrtausends darin, den digitalen Datenstrom mittels Digital Rights Management (DRM) zu kontrollieren. DRM ermöglicht es, Inhalte an Trägermedien zu koppeln, das Kopieren einzuschränken und die Nutzung von Dateien zeitlich zu begrenzen.

Doch damit werden oft nur dem Konsumenten Probleme bereitet, da beispielsweise geschützte CDs nicht auf allen Playern abgespielt und auch nicht für den Privatgebrauch kopiert werden können. Genauso wie DRM Nutzer mutmaßlich kriminalisiert, stoppt es den Missbrauch nicht. Denn jeder neue Kopierschutz bringt eine Methode hervor, ihn zu umgehen.

Wohl auch deshalb hat der zum Bertelsmann-Konzern gehörende US-Verlag Random House beschlossen, Hörbücher künftig ohne DRM zum Download anzubieten. Piraterie sei eine Tatsache in der digitalen Welt, schrieb die Leitung der Hörbuchabteilung in einem Brief an die Geschäftspartner. Deshalb habe man testweise 500 Titel, ohne Kopierschutz, aber mit digitalem Wasserzeichen zum Download angeboten.

Diese seien anschließend nicht in illegalen Tauschbörsen aufgetaucht, wohl hingegen zahlreiche Hörbuchdateien, deren DRM geknackt worden war. Ohne DRM lassen sich Hörbücher zudem flexibler vermarkten, denn jeder Buchhändler kann sie auf seiner Website verkaufen. Das freie Angebot von Inhalten fördert also die Piraterie nicht, sondern hilft bei der Verbreitung und lässt Autor und Verlag im sympathischen Licht der Fairness glänzen.

Random House hat anscheinend auch eine Lektion aus dem Streik der US-Drehbuchautoren gelernt, die ihren anteiligen Gewinn an der Online-Vermarktung erstritten: Denn der Verlag verspricht seinen Autoren bei Downloads 15 Prozent der Nettoeinnahmen gegenüber 10 Prozent bei CDs.

Auf dem deutschsprachigen Markt wird man sich indes weiterhin mit DRM herumärgern müssen: Ines Wallraff von Random House Audio sagt, man wolle zunächst am DRM für Downloads festhalten. Hörbuch-CDs bietet der Verlag aber schon seit längerem ohne Kopierschutz an. Grund für diese zwiespältige Strategie seien nicht zuletzt die diffusen Ängste, die die traditionelle Literaturbranche gegenüber dem herrschaftslosen Internet hege: Autoren fürchteten um die Hoheit über ihre Texte, sobald diese ohne jegliche Beschränkung im Netz stünden.

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