Hör-Musical:Happy mit Heidi

Hör-Musical: Seine Welt sind die Berge - und die Musik: Christian Bruhn hat um seine berühmten Melodien zur Zeichentrickserie "Heidi" ein Musical gebastelt.

Seine Welt sind die Berge - und die Musik: Christian Bruhn hat um seine berühmten Melodien zur Zeichentrickserie "Heidi" ein Musical gebastelt.

(Foto: Karl Kramer)

Christian Bruhn feiert seinen 85. Geburtstag

Von Michael Zirnstein

Dass es prima bei jemandem läuft, erkennt man schon daran, dass er sich selbst "Happy Birthday!" wünscht. Christian Bruhn ist so einer, und es scheint ihm wirklich gut zu gehen an seinem heutigen 85. Geburtstag. Auch natürlich, weil er einer der allererfolgreichsten "Unterhaltungskomponisten", wie er es nennt, ist: mit 2500 angemeldeten Werken bei der Gema (deren Aufsichtsratsvorsitzender er 18 Jahre lang war), mit sieben Millionensellern wie "Marmor, Stein und Eisen bricht" oder "Ein bisschen Spaß muss sein", mit Serienmusiken fürs Fernsehen, die selbst die coolsten DJs wie Phil Fuldner oder Hell lobpreisen ("Captain Future") oder die Sinfonierorchester aufführen ("Jack Holborn"). Seine Stücke hat jeder im Ohr, und ihr Schöpfer steht - Schlager hin, Werbemusik her ("Shamtu Shampoo") - noch immer zu ihnen, ganz besonders freilich zum Heinrich-Heine-Zyklus mit Ex-Ehefrau Ebstein. Dass zuletzt der Kinofilm "Meine Welt ist die Musik" sein Leben und Werk würdigte, fand er "nervig", aber im Grunde doch "hübsch". Aber richtig prächtig geht es Bruhn vor allem, weil er nach den morgendlichen Runden im Swimming Pool immer noch in sein Studio im Garten der Sollner Villa geht und Melodien produziert. Denn: "Ich bin nur glücklich, wenn ich arbeiten kann", sagt er.

Natürlich lief in seinem 70-jährigen Wirken nicht alles rund, da ärgert er sich, dann lacht er drüber. Dazu gehören auch zwei seiner sechs Musical-Versuche: "Heidi kehrt heim", über das er vor einer Weile sagte: "Das liegt wie Blei." Und "Laura und Kieselstein", über das er auf seiner Internetseite anmerkte: "Ja, da muss wohl noch am Libretto gearbeitet werden ..." Diese beiden Herzensprojekte hat sich Bruhn jetzt noch mal vorgeknöpft. Er bringt sie just an seinem 85. Geburtstag in runderneuerten Fassungen als "Hör-Musicals" über den Filmkunst-Verlag auf den großen Streaming- und Download-Plattformen heraus.

"Heidi kehrt heim" bietet als Einstiegsdroge Bruhns wie ein Gebirgsbach übersprudelnde Titelmelodie zur japanischen Zeichentrickserie von 1974 mit den Jodlern von Gitti und Erika (auch eine Ex-Frau). Die verdichtete Geschichte von Josef Göhlen nach dem Original von Johanna Spyri, in der das Kind von der Alm ins stressige Frankfurt zurückbeordert wird ("Ach, adieu, friedliche Welt ...") bietet den Rahmen für Bruhns Lieder - eine Berg- und Tal-Fahrt der Stimmungen, volksmusikalisch ("Heimat"), art-rockig ("Hexen, Fexen"; beide mit seinem alten Freund, dem Bariton Fred Bertelmann), marschierend ("Disziplin, Disziplin, ist für Kinder der Ruin"), discogroovend ("Die Stadt"). Bruhn beherrscht alle Stile, das macht es gerade für Kinder bunt. So auch im zweiten Musical mit dem Autor Peter Zentner über die Geisterbahn-Besitzer-Tochter Laura und das Roboter-Gespenst "Kieselstein". Das machte Bruhn so viel Spaß, dass er auch hier selbst den Erzählonkel gibt. Seine Sänger-Karriere als Charly Cotton scheiterte einst nur daran, dass er sich keine Texte merken konnte. Vorlesen kann er prima - vielleicht ein neues Arbeitsfeld, das ihn noch lange glücklich macht.

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