Politische RhetorikHeuchelmörder im Hohen Haus

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„Mit Verlaub, Herr Präsident ...“: Joschka Fischer mochte es eher deftig. Doch seit dem Bundestagseinzug seiner Grünen taucht auch das Wort „Heuchelei“ vermehrt in den Protokollen auf.
„Mit Verlaub, Herr Präsident ...“: Joschka Fischer mochte es eher deftig. Doch seit dem Bundestagseinzug seiner Grünen taucht auch das Wort „Heuchelei“ vermehrt in den Protokollen auf. (Foto: Egon Steiner/dpa)

Moralische Anwürfe statt Argumente – so machen Abgeordnete im Bundestag gern Punkte. Über den rhetorischen Kampfbegriff der „Heuchelei“.

Von Willi Winkler

Am 17. Januar 1991 verstieß der Abgeordnete Gregor Gysi gegen die Kleiderordnung des Bundestags. Bei der Aussprache nach der Erklärung des Bundeskanzlers Helmut Kohl zum amerikanischen Golfkrieg erschien Gysi mit einer weißen Armbinde. Es gebe keine gerechten Kriege mehr, sondern nur noch verbrecherische, verkündete er in einem dem Hohen Haus angemessenen hohen Ton, Kohls Rede sei „Ausdruck von Heuchelei“. Dafür kassierte der Abgeordnete einen Ordnungsruf der Bundestagspräsidentin. In einem Zwischenruf bezeichnete Finanzminister Theo Waigel den Kollegen von der damaligen PDS als „wandelnde Heuchelei“, aber das blieb unbeanstandet.

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