Hetzschrift "Mein Kampf":Hitler unzensiert

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Das Münchner Institut für Zeitgeschichte arbeitet an einer kommentierten Edition von Hitlers "Mein Kampf", die bayerische Staatsregierung dagegen würde das Pamphlet lieber unter Verschluss halten. Nun hat ein Berliner Professor "Mein Kampf" vollständig und unkommentiert online gestellt - wenigstens kurzzeitig.

Von Willi Winkler

Da kann das zuständige bayerische Finanzministerium verbieten, soviel es will, der Herr mit dem berühmten Schnurrbart kommt immer wieder. Auf Beschluss der Alliierten wurde das enteignete Nazi-Vermögen 1948 an den Freistaat Bayern übertragen, der seither auch über die Veröffentlichungs- und Verwertungsrechte an Hitlers "Mein Kampf" verfügt. Ebenso lange untersagt das für die Vermögensverwaltung zuständige Bayerische Finanzministerium eine Neu-Publikation des NS-Pamphlets, selbst wenn diese in bester pädagogischer Absicht erfolgen sollte. Erst am Dienstag hat sich die Bayerische Staatsregierung aus der Förderung einer historisch-kritischen Ausgabe zurückgezogen, die zunächst vom Kultusministerium mitfinanziert wurde.

Gegen den Zugriff auf ausländische Websites ist allerdings auch die strengste Behörde machtlos. Neu ist nun, dass Hitler wieder unzensiert und unkommentiert in Deutschland zu haben ist. So bot die TU Berlin am Freitag auf ihrer Website den vollständigen Text von "Mein Kampf" als PDF-Datei an.

"Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht"

Es handelte sich um die Scan-Version einer Ausgabe von 1943 (851.-855. Auflage), die als Herkunftsbezeichnung eine August Pries GmbH nennt. Auf einer Website, die diesen Namen führt, wird der Interessent mit dem eindeutigen Motto "Der tägliche Zusammenbruch der Bundesrepublik Deutschland türkt näher" begrüßt, und auch sonst wird mit Hetzsprüchen auf Juden und Ausländer nicht gespart. Zum Ausgleich bloggt ein "GFM Rimpler III, Generalfeldmarschall von Preußen" über "Was verfolgen die Juden dann, wenn der letzte Nazi tot ist?"

Christian Gizewski, außerplanmäßiger Professor für Alte Geschichte, beschäftige sich, wie die Pressestelle der TU mitteilt, "aus geschichtswissenschaftlicher Sicht" mit dem Text. Der Freistaat Bayern, so die Sprecherin des Ministeriums, "will mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen diese Urheberrechtsverletzung vorgehen". Am Freitagabend nahm die TU Berlin "Mein Kampf" von ihrer Seite.

© SZ vom 14.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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