Süddeutsche Zeitung

Jüdisches Museum:Hetty Berg wird neue Direktorin

  • Das Jüdische Museum Berlin hat eine neue Leiterin.
  • Im Frühjahr wird die niederländische Museumsmanagerin Hetty Berg den Posten der Direktorin übernehmen.
  • Der Zentralrat der Juden begrüßt die Berufung Bergs.

Von Lothar Müller, Berlin

Die wohl wichtigste Vakanz in der Berliner Museumslandschaft ist gefüllt. Der Stiftungsrat des Jüdischen Museums Berlin unter Vorsitz der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, hat einstimmig die Kuratorin und Museumsmanagerin Hetty Berg zur neuen Direktorin der Stiftung Jüdisches Museum berufen. Am 1. April 2020 soll sie die Leitung des Hauses übernehmen.

Am 14. Juni 2019 war der Judaist Peter Schäfer, der sein Amt 2014 angetreten hatte, nach heftigen öffentlichen Angriffen als Direktor des Museums zurückgetreten. Die israelische Regierung hatte die Ausstellung des Museums zur Gegenwart und Geschichte Jerusalems im Spannungsfeld der drei großen monotheistischen Religionen kritisiert, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, den Umgang des Museums mit der anti-israelischen Boykottbewegung BDS scharf attackiert und in einem Tweet geschrieben, die Leitung des Hauses habe das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft verspielt. Die Solidaritätsbekundungen sowohl von Direktoren jüdischer Museen in Deutschland wie von internationalen Wissenschaftlern für Peter Schäfer nach dessen Rücktritt offenbarten, dass es keinen innerjüdischen Konsens über die Aufgaben und die Konzeption eines jüdischen Museums in Deutschland gab.

Als Vertrauensperson für die Moderierung der Übergangszeit hatte Monika Grütters den Historiker und Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums, Christoph Stölzl, gewonnen. Der Findungskommission für die neue Direktion gehörten neben der Kulturstaatsministerin und dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer der Gründungsdirektor des Jüdischen Museums Berlin, Michael Blumenthal, an sowie: Raphael Gross, Präsident des Deutschen Historischen Museums, die Journalistin und Buchhändlerin Rachel Salamander, Eckart Köhne, Präsident des Deutschen Museumsbundes, Stephan Steinlein, Chef des Bundespräsidialamtes und Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden, der schärfste Kritiker des bisherigen Direktors.

Hetty Berg, die 1961 in Den Haag geboren wurde, studierte Theaterwissenschaften in Amsterdam und Management in Utrecht. Von 1989 an war sie Kuratorin am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam, seit 2002 zudem Museumsmanagerin und Chefkuratorin des Jüdischen Kulturviertels in Amsterdam, zu dem neben dem Jüdischen Historischen Museum auch das Kindermuseum, die Portugiesische Synagoge, das Nationale Holocaust-Museum und die Gedenkstätte Hollandsche Schouwburg gehören.

Mit Hetty Berg, die für die Tradition einer der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Westeuropa steht, wurde - nicht unerwartet - eine Direktorin gefunden, die nicht der deutschen Museumslandschaft entstammt und ihr Amt unbelastet von den Konflikten im deutschen Judentum antreten kann. Für den Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte Josef Schuster die Berufung Bergs. Er gehe davon aus, dass Berg "die Tradition anspruchsvoller Ausstellungen im JMB fortsetzen und zugleich Empathie für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland und Israel aufbringen wird".

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Quelle:
SZ vom 28.11.2019/cag
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