Hertzkammer:Muskeln zeigen

"Modeselektor" stellen ihr neues Album vor

Von Martin Pfnür

Ganze acht Jahre ist es her, dass Gernot Bronsert und Sebastian Szary in ihrer ersten Inkarnation als Modeselektor zuletzt ein Album veröffentlichten. Untätig blieb das Berliner Produzenten-Duo in der Zwischenzeit natürlich trotzdem nicht, ganz im Gegenteil. Die vergangenen Jahre, das waren vor allem ihre Supergroup-Jahre als Moderat, in denen sie ihr Händchen für irrwitzig kraftstrotzende Produktionen verschiedener Techno-Couleur im Verbund mit dem deutlich feingliedriger arbeitenden Sascha Ring alias Apparat international erfolgreich in Richtung Pop-Melodik ausrichteten.

Zwei Alben, schlicht "II und "III" betitelt, entstanden zuletzt auf diesem Weg. Sie dokumentieren mit Ring als Sänger und ebenso wuchtiger wie sphärischer Electronica auf der Kante zwischen Song und Track eine Art Bandwerdung dreier Produzenten-Granden, die nun fast gleichzeitig zu ihren Wurzeln zurückkehren: Exakt ein Monat liegt zwischen der Veröffentlichung des Albums "Who Else", mit dem Modeselektor sich zurückmelden, und Apparats "LP5", die am 22. März erscheint und am 16. April ebenfalls in der Alten Kongresshalle präsentiert wird.

Leicht haben es sich Bronsert und Szary, die als detailversessene Klang-Fetischisten auch wiederholt mit dem Radiohead-Frontmann Thom Yorke kollaborierten, bei der Arbeit an "Who Else" offenbar nicht gemacht. Ein "Statement gegen die vermehrt schablonenartigen Sound-Entwürfe in der elektronischen Musik", wollten sie damit setzen, erzählt Bronsert. Blöd nur, dass sie mit diesem Unterfangen partout nicht in die Gänge kamen. Zwei Jahre Planung und Prokrastination, schlussendlich nur ein paar Wochen reine Produktionszeit - die "blanke Panik" hätte sie da zuletzt ergriffen, so Bronsert.

Dabei kann sich das gut halbstündige Ergebnis durchaus hören lassen. Zwar fügen die beiden ihrem verlässlich physischen Trademark-Sound keine wirklich neuen Nuancen hinzu - die Art und Weise aber, wie sie hier mit brettharten Techno-Schreddereien ("Prügelknabe"), mit melodischen Trance-Verweisen und archaischen Bergwerkbollerbeats ("Who") oder mit hyperplastisch polternden Acid-House-Druckwellen ("WMF Love Song") die Muskeln spielen lassen, dürfte live ihre Wirkung nicht verfehlen.

Modeselektor, Sa., 2. März, 20 Uhr, Alte Kongresshalle, Am Bavariapark 14

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