Hertzkammer:König der Nische

Der Rapper "Money Boy" im Backstage

Von Maxie Römhild

Deutsch-Rap ist längst nicht mehr das Schmuddelkind, das er mal war. Sogar der Gangsta-Rap ist im Mainstream angekommen. Haftbefehl mag immer noch der Babo sein, aber gehört wird er mittlerweile eben auch von der Lehramtsstudentin nebenan. Indes gibt es einen, der immer noch den Außenseiterstatus der rhythmischen Reimkunst hochhält, den König der Nischenhaftigkeit quasi, und an dem kommt man an dieser Stelle einfach nicht vorbei: Money Boy. Das Wiener Phänomen, das keiner so richtig versteht.

Als Sebastian Meisinger, wie der "Boy" eigentlich heißt, 2010 das Video "Dreh den Swag auf" in den Youtube-Orbit schoss, stand das Internet Kopf. In dem Filmchen überspitzt er alle Klischees aus dem Hip-Hop, trägt Goldkette und fährt Segway. Und dazu rappt er, und zwar nicht besonders gut. Dafür aber mit umso mehr Selbstbewusstsein: "Ich arbeite hart, doch auf Partys bin ich noch krasser, Mr. Money Boy, ich bin dieser Block-Hustler." Ist das Kunst oder kann das weg? Die vermeintlich einhellige Meinung der über 20-Jährigen damals: kann weg.

Denkste. Neun Jahre später ist Money Boy, der Meister der Anglizismen, immer noch da. Zu Recht. Denn über die Musik des "Boys" lässt sich zwar streiten, nicht aber über seine Bedeutung für eine ganze Generation. Der Mann, der "Hitler" auf "Pizza" reimt, hat eine Jugendkultur erschaffen, die man als eine Art halbernst gemeinte Satire der Rap-Szene beschreiben könnte, samt eigener Sprache. "Der Boy ist einfach am swaggen tun", würde er wohl selbst zu seinem Erfolg sagen. Aber es ist mehr als nur Swag, der übrigens dank Money Boy zum Jugendwort des Jahres 2011 wurde: Der "Boy" war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort - und schuf sich seine eigene Nische.

Money Boy, Samstag, 30. März, 21 Uhr, Backstage, Reitknechtstr. 6

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