Hertzkammer:Glänzende Augen

Roosevelt bringt Disco zurück

Von Sabine Gietzelt

Vor Kurzem hätte man Roosevelt noch als Geheimtipp verkaufen können. Aber die Chance haben wir verpasst. Spätestens als sein erstes Album vergangenen Herbst veröffentlicht wurde, ist Roosevelt im großen Konzertzirkus angekommen. Auch im Leben eines DJs und Produzenten gibt es Routinen, ganz normale Nine-to-Five-Jobs. Aber eben 9 p.m. to 5 a.m.

Der Rheinländer Marius Dauber hat sein Projekt nach dem 26. Präsidenten der USA benannt. Der hat also nicht nur Politik und aus einem Plüschtier die Marke "Teddy" gemacht, sondern auch einem ziemlich gutem Musikprojekt zu seinem Namen verholfen. Unser Roosevelt ist auch kein gewöhnlicher Techno DJ. Er beherrscht die hohe Kunst, Disconummern für den Alltagsgebrauch zu produzieren. Disco, wir erinnern uns, ist jene inzwischen vernachlässigte Disziplin hedonistischer Genussmusik, in der man im Idealfall statt mantra-artiger Gesangsloops ganze Textpassagen, Bläser und fette Grooves zu den Beats serviert bekommt. Roosevelts Songs sind kommerziell tauglich, extrem tanzbar und man möchte sogar mitsingen! Manche Songs könnte man auch auf Gartenparties auflegen, sie sind purer Pop und funktionieren auch ohne tiefe Bässe und super Anlage. Was daran liegt, dass Roosevelt Spieltricks des Achtzigerjahre-Sounds übernommen hat. Es hat auch damit zutun, dass Dauber als Gitarrist und Schlagzeuger in Bands gespielt hat, die beispielsweise Beat!Beat!Beat! hießen und deswegen wohl weiß, dass ein guter Song mehr als nur coole Beats haben muss.

Die Pet Shop Boys werden gern als Referenzband bemüht. Bei "Wait Up", dem Hit auf Roosevelts bislang einziger Langspielplatte darf man sogar kurz an das Opening von David Bowies "Lets Dance" denken. Eine solche Behauptung ist zwar etwas verwegen, aber Roosevelt geht sehr gekonnt mit seiner Sound-Mischung um. Hot Chips Joe Goddard fuhr sofort auf den Sound von Roosevelt ab und hat ihn auf sein Label genommen. Auch Hot Chip sind heimliche Verehrer alter Tanzmukke. Es passt. Tanzen mit glänzenden Augen. Unschuld. Happiness. Ganz einfach. Alte Schule.

Roosevelt, Dienstag, 4. April, 20.30 Uhr, Technikum

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