Hertzkammer:Flauschige Eleganz

Oliver Schories mit einem DJ-Set in der "Roten Sonne"

Von Martin Pfnür

Wer sein Debütalbum mit einem Titel wie "Herzensangelegenheit" überschreibt, steht im Techno-Zirkus eher nicht im Verdacht, zu den besonders harschen Vertretern seiner Zunft zu zählen. Und es stimmt ja auch: Würde man die Produktionen von Oliver Schories auf einer Skala zwischen "butterweich" und "bretthart" verorten, wäre er sicher ganz am Anfang des Kontinuums, im besonders flauschigen Segment daheim. Von "Gefühlstechno" oder gar "Wohlfühltechno" ist in Rezensionen immer wieder mal die Rede, wenn es um die Tracks des gebürtigen Bremers geht.

Und doch tut man Schories durchaus Unrecht, wenn man ihm mit Genre-Zuschreibungen wie diesen implizit eine gewisse Seichtheit unterstellt. Denn an Tiefe mangelt es seinen Alben, die seit "Herzensangelegenheit" von 2012 nahezu im Jahrestakt erscheinen, absolut nicht. Ganz im Gegenteil zeichnen sich die herrlich geschliffenen Tracks, mit denen der 35-Jährige elegant zwischen filigranem Tech-House und sphärisch pumpendem Deep-House wandelt, durch eine Soulfulness und eine Wärme aus, wie sie in der deutschen Techno-Landschaft nur wenige hinbekommen.

Schories umarmt die Melodik und den Appeal des Pop so glaubhaft und kitschfrei wie kaum ein anderer deutscher Produzent. Immer wieder schweben da süße Piano-Figuren und soulige Vocal-Samples über den mächtigen Bass-Grundierungen, was von einem Melodieverständnis zeugt, das durchaus überrascht, wenn man bedenkt, dass Schories als reiner Autodidakt in die Szene gerutscht ist. "Ich habe nie ein Instrument gelernt und auch sonst keine musikalische Ausbildung. Eigentlich weiß ich nicht mal besonders viel darüber, wie man überhaupt Musik produziert", sagt er.

Das mag nach Koketterie klingen, wäre da nicht der befreundete Produzent Manuel Meyer, der Schories bei seiner Studioarbeit stets unter die Arme greift. "Im Studio harmonieren wir auf eine einzigartige, fast schon symbiotische Weise, die es uns ermöglicht, Sounds zu produzieren, die wir allein nicht hinbekämen", sagt Schories über die langjährige Zusammenarbeit mit Meyer, dessen eigene Produktionen unter dem Namen "Zusammenklang" seit jeher auf Schories' Label "SOSO" erscheinen. Unter Freunden hilft man sich halt, wo man nur kann.

Oliver Schories, Freitag, 1. September, 23 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: