Hertzkammer:Dreckig tanzen

Rave auf dem Mahag-Gelände und Tam Tam in der Roten Sonne

Von Rita Argauer

Raumnot gehört in München zum Alltag. Das zeigt sich in dieser Woche an zwei Veranstaltungen exemplarisch. Richtig abgebrüht wirken die Macher von "Rave Autonomica", obwohl das, was die Veranstalter und Labelbetreiber nun aufgetan haben, eine Rarität im Münchner Stadtbild ist: Eine Industriebrache auf dem ehemaligen Mahag-Gelände an der Karlstraße - innerhalb des Mittleren Rings, weitläufig und mit Innenhof. Im August kommen die Abrissbagger, zuvor feiern die Autonomica-Menschen dort eine Techno-Underground-Party. Man beginnt am Samstag, 12 Uhr, eim Mittags-Open-Air, wandert um 22 Uhr nach drinnen, um dort bis in den nächsten Morgen weiterzutanzen. Unter anderem steht das Fürstenfeldbrucker Duo "Baal" dort hinter den Plattentellern - mit glimmendem Pathos, glatt und blitzend, wenn sie ab und an Blechbläser-Sounds über die kühlen Beats mischen. Obwohl das alles eine hochprovisorische und einmalige Angelegenheit ist, gibt sich die "Rave Autonomica" ästhetisch glänzend.

Als Gegenstück dazu funktioniert das Tam Tam Tanzlokal, für Menschen, die am liebsten "in den dreckigsten Clubs der Stadt" tanzen, wie die Veranstalter es ausdrücken. Mit der Bar der Münchner Kammerspiele ist deren Stammclub, der gerade wegen des Einbaus einer Brandschutztür geschlossen ist, aber nach erfolgreichem Sicherstellen der Vorschriften wieder geöffnet wird, quasi unter der Obhut des Theaters städtisch gesichert. Die Rote Sonne als Ausweichort in der Umbauzeit ist beinahe ebenso etabliert und bietet Raum, um eine eigene Compilation auf Vinyl vorzustellen. Ästhetisch gibt sich das gute Stück dann zur Dreckvorliebe passend zynisch bis rau. Auf diesen sogenannten Tam Tam Tanzscheiben knistert und flirrt die Musik. Etwa von Fräulein Brecheisen, die live ihren NDW-Revitalisierer-Techno spielen wird.

Rave Autonomica, Samstag, 22. Juli, 12 Uhr, Karlstr. 77; Tam Tam Tanzscheiben, Donnerstag, 20. Juli, 22 Uhr, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5

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