Hertzkammer:Alterslose Kunst

Wenn Hochkultur und Club sich austauschen

Von Rita Argauer

Von wann an eine Kunstform als Hochkultur definiert wird, ist fraglich. Was jedoch definitiv keine Hochkultur ist, ist eine Nacht in einem Technoclub. Doch ist das nicht auch eine Vorstellung, die aus einer Zeit stammt, in der Ü-30-Partys notwendig waren, weil Menschen über 30 an den Orten, die definitiv keine Hochkultur waren, schräg angeschaut wurden? Denn heute hat man mit 30 im Club kein Problem. Probleme hat eher solche Kunst, die sich als Hochkultur begreift, weil eben all die 30- und 40-Jährigen noch in Technoclubs rumhängen und den Absprung in den klassischen Konzertsaal oder ins Museum noch nicht mit einer verbindlichen Regelmäßigkeit vollziehen. Aus dieser durcheinander gewirbelten Alters-Kunst-Zuordnung hat sich nun eine neue Art der Kunst-Darbietungsform entwickelt: Die Hochkultur im Popkulturkontext.

Theater kennen das schon lange und wissen, wie frisch ein bisschen Pop-Appeal die Klassiker-Aufführungen dann plötzlich wirken lässt. Doch auch die Techno-Clubs genießen die Avancen der hoch etablierten Kunstformen. Das Harry Klein in dieser Woche gleich zwei Mal. Für "Re-Act" zieht der Club erneut für einen Abend in die Hypo-Kunsthalle. Für jede Ausstellung geschieht dies ein Mal.

Zu "Gut Wahr Schön", einer Schau mit Werken des Pariser Salons aus dem Musée d'Orsay, spielt Pilocka Krach aus Berlin live, Alma aus München legt zuvor auf. Ein nächtlicher Ausstellungsbesuch samt Party. Bis 23 Uhr, für Kunsthallen-Verhältnisse ist das sehr spät, in Techno-Gefilden ist die Nacht zu diesem Zeitpunkt allerdings noch jung. Anschließend wird die Party dementsprechend im Harry Klein selbst fortgesetzt. Am Samstag läuft der interkünstlerische Besuch dann umgekehrt, da geht die Hochkultur in den Club und kommt in Form eines Streichquartetts des Münchener Kammerorchesters und eines Hornquartetts der Münchner Philharmoniker ins Harry Klein.

Re-Act, Do., 12. Okt., 20.30 Uhr, Hypo-Kunsthalle, Theatinerstr. 8, Clubkonzerte, Sa., 14. Okt., 20.30 Uhr, Harry Klein, Sonnenstr. 8

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