Arcadi Volodos im Herkulessaal:Poesie statt Pose

Der Pianist Arcadi Volodos im Münchner Herkulessaal mit einer ganz eigenen Interpretation von Rachmaninow und Skrjabin, basierend auf einem tiefen Verständnis des Klavierwerks von Franz Schubert, einer Poese des Verhaltenen.

Von Helmut Mauró

Die Unbeschwertheit, mit der etwa Wilhelm Kempff an die E-Dur-Sonate des 18-jährigen Franz Schubert herangeht, wie er die immer gleich herunterpurzelnden Oktavläufe ein bisschen dramatisiert, das Ganze in einen leichten Spannungsbogen bringt, wie er vor allem eine helle, fast fröhlich ausgelassene Grundtönung installiert - das alles ist dem Pianisten Arcadi Volodos bei seinem Rezital im Münchner Herkulessaal erst einmal fremd oder nicht ganz geheuer. Er vermutet, nicht zu Unrecht, eine zweite, düstere Schicht hinter der munteren Fassade. Die Bassakkorde lässt er schwer in die Tasten fallen, der große Flügel hallt auffällig nach; vielleicht ist zuviel Pedal im Spiel. Die rechte Hand dagegen setzt spröde auf, ziseliert das Melodische in trockene Details - man weiß nicht, wohin die Deutungsreise geht.

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