Herbst und Pastewka:"Ich finde dich schlimmer als Stromberg"

Verbales Pingpong: Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka sprechen über ihren Weihnachtsfilm, Kitsch und Kopfhaar.

Hans Hoff

Im Kölner Savoy-Hotel sitzen zwei und spielen verbales Pingpong miteinander: Bastian Pastewka, 36, und Christoph Maria Herbst, 42.

Bastian Pastewka, Christoph Maria Herbst, Filmszene Zwei Weihnachtsmänner

Zwei Wochen lappländische Kälte und Rentierfleisch: Pastewka und Herbst bei den Dreharbeiten zu "Zwei Weihnachtsmänner".

(Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Pastewka, Herr Herbst, überall nur Krise, und wo arbeiten Sie dann so in den kommenden Jahren?

Bastian Pastewka: Das ist die große Frage.

Christoph Maria Herbst: Gerne wieder für Sat 1, wenn es uns alle in der Kombi noch mal gibt.

Pastewka: Du bist ja schon längst zu Pro Sieben gewechselt.

Herbst: Bastian kann froh sein über "Pastewka". Das wird bei Sat 1 wenigstens zu Ende gezeigt.

Pastewka: Aber auch nicht geguckt.

Herbst: Bei "Stromberg" ist es genauso.

Pastewka: Ich finde ja, dass man mit Sat 1 sehr entspannt und unaufgeregt arbeiten kann.

Herbst: RTL macht ja mehr so Marktforschungsfernsehen. Sat 1 macht viel mehr aus dem Bauch heraus. Aber ich weiß auch nicht, wie es geht.

Pastewka: Es stellt sich die Frage, ob man viermal "Peng - Die Westernshow" machen musste.

SZ: Oder "Schlotter - Die Gruselshow".

Herbst: Oder "Ficki, ficki - Die Thailandshow".

SZ: Jetzt also "Zwei Weihnachtsmänner". Sind Sie ein Traumpaar, also über Sat 1 hinaus?

Herbst: Das war doch eine Ausnahme und nur für den Film.

Pastewka: Wir glauben nicht an eine Fortsetzung; aber nicht, weil wir uns nicht leiden können, sondern weil wir jetzt erst einmal wieder unsere eigenen Wege gehen wollen.

Herbst: Wir haben uns nur einmal über eine mögliche Fortsetzung lustig gemacht. Der Arbeitstitel des Films hieß ja "Jingle all the way", und weil wir uns beim Drehen in Tschechien und in Lappland dermaßen den Arsch abgefroren haben, wollten wir unbedingt ein Sequel mit dem Titel "Jungle all the way".

SZ: Im RTL-Dschungelcamp sind im Januar bestimmt noch zwei Plätze frei.

Pastewka: Wer ist da eigentlich diesmal dabei?

SZ: Ingrid van Bergen und so.

Pastewka: Genau, Ingrid van Bergen.

Herbst: Die lassen sich jetzt alle noch einmal die Brüste vergrößern.

Pastewka: Ich glaube, auch Jürgen Drews lässt sich die Brüste vergrößern.

SZ: Haben die "Zwei Weihnachtsmänner" das Zeug zum Klassiker?

Pastewka: Der tolle Autor Tommy Jaud hat das Drehbuch geschrieben. Ob der Film deshalb ein Quoten-Erfolg wird, können wir gar nicht sagen. Ich kann aber sagen, dass ich keine Angst vor einem Misserfolg habe. Unser Film ist sehr schön geworden, er hat eine klare Struktur, ist fein erzählt und schön besetzt.

Herbst: Ich bin auch merkwürdig entspannt und abgelöst von diesem Quotenstreben. Hier sitzen ja auch keine Redakteure, die den Sender vertreten müssen. Wir haben unglaublich gefroren in Lappland und uns zwei Wochen nur von Rentierfleisch ernährt.

SZ: Aha.

Herbst: Irgendwann ist der Darm dann verschlossen.

Pastewka: Abends haben wir dafür häufig eine Pizza gegessen - beim einzigen Italiener, den es in Kiruna gibt.

Herbst: Einmal haben wir das gemacht, die Pizza war wie ein Einlauf. Ein bisschen gab es dieses Fitzcarraldo-Gefühl. Besonders als wir nachts bei minus 15 Grad mit dem trainierten Wildschwein auf einem Abstellgleis gedreht haben.

SZ: Wer war Klaus Kinski?

Pastewka: Die Frage ist doch: Wer war das Schiff?

Herbst: Der Vergleich hinkt etwas.

SZ: Die zwei Teile dauern 180 Minuten. Das ist eine Stunde zu lang.

Herbst: Eine ganze Stunde?

SZ: Ja.

Herbst: Ist es redundant oder ist das, was da ist, nicht lustig genug?

Pastewka: Oder beides?

SZ: Es geht nicht flott genug.

Pastewka: Okay!

Herbst: Okay.

Pastewka: Jaaaa. Was nun?

SZ: Drei Stunden sind viel Stoff. Irgendwann kennt man die beiden Figuren, weiß, dass sie so ganz verschieden sind und dass sie sich bestimmt noch näher kommen.

Herbst: Aber wie die sich annähern und am Ende füreinander einstehen, ist doch nett anzugucken.

SZ: Ein Weihnachtsfilm eben.

Herbst: Ist doch nichts Schlimmes, oder? Deshalb wollten wir auch ein schönes kitschiges Happy End haben.

SZ: Kitschig wäre das Wort der Wahl.

Herbst: Kitschig ist ja nichts Schlimmes. Ich finde völlig in Ordnung, dass man am Ende zum Weichspüler greift. Der Film fängt subversiv an und wird unsubversiv aufgelöst.

Pastewka: Kurz vor Weihnachten kann ich so was gut vertragen.

SZ: Man muss sicher froh sein, dass der Weihnachtsmann nicht aufersteht.

Herbst: Das ist moralisch untermauert, weil er ein böser Koks-Dealer war und deshalb sterben durfte.

Pastewka: Solange wir bloß kein Märchen erzählen.

Herbst: Das ist doch ein Märchen.

Pastewka: Finde ich nicht.

Lesen Sie auf Seite 2, welche Rolle der Faktor Neid zwischen den beiden Weihnachtsmännern spielt.

"Ich finde dich schlimmer als Stromberg"

SZ: Herr Herbst, waren Sie neidisch auf die Rolle, die Pastewka spielen durfte? Sie sind immer der Böse, er kann den Trottel ausleben.

Herbst: Ist seine Figur so viel variantenreicher? Sie geht mir in den ersten Minuten viel mehr auf den Senkel als meine. Ich habe ihn gar nicht beneidet, diesen dauergrinsenden, Witze machenden Poolnudelvertreter. Aber Sie müssen die Frage Bastian stellen. Der ist der totale Requisiten-Nerd und hat bestimmt mich beneidet.

Pastewka: Ich kann gut mit Text durch eine Szene kommen. Sobald ich aber Requisiten in einem Take dabei habe oder etwas ablegen muss, neue Dinge in die Hand nehmen muss und gleichzeitig klingelt beispielsweise ein Handy und ich soll drehbuchgemäß rangehen, brauche ich eine Extraprobe nur für Sachen hinlegen und wieder in die Hand nehmen.

SZ: Warum haben Sie Ihre Rollen nicht getauscht?

Herbst: Hätten wir sehr gerne getan. Wir haben darüber nachgedacht, nicht so imagegemäß zu besetzen, und mein Image ist ja das des Bösen. Schauspielerisch hätte ich das sehr spannend gefunden. Aber das kriegen sie nicht durch. Das ist ja auch der Grund, warum ich so gerne Theater spiele.

SZ: Und Sie mussten in Lappland im Anzug mehr frieren als ihr Partner, der immer dick eingepackt war.

Pastewka: Das hat sich später geändert. Als wir im April in Köln das Finale des Films gedreht haben, habe ich unter meinem Schneemann-Fellkostüm mehr geschwitzt als Christoph in Lappland im Anzug gefroren hat.

Herbst: Außerdem hatte ich so eine neuartige Thermounterwäsche mit Metallfäden, die sich durch die Körperwärme immer wieder aufheizen, unter meinem Anzug.

SZ: Zwischendurch meint man, Sie hätten sich schon totgefroren.

Herbst: So haben wir uns auch gefühlt. In einer Szene sind mir zwei Finger eingefroren. Das Einfrieren war gar nicht so schlimm. Aber das Auftauen.

SZ: Prickelt?

Herbst: Überhaupt nicht. Da habe ich richtig gelitten und auch ein Tränchen verdrückt.

SZ: Dann können Sie ja demnächst Reinhold Messner spielen.

Pastewka: Ach! Machst du den Messner in dem geplanten ARD-Bio-Pic?

Herbst: Ich bin ja nicht mal für Nordwand angefragt worden.

SZ: Herr Pastewka, waren das im Film eigentlich ihre Haare?

Pastewka: Nein, ich trage eine raffinierte Perücke! In der ersten Woche bin ich damit nicht klargekommen. Nur einmal im Film - in der Szene, in der mein Hilmar von seiner eigenen Hochzeit träumt - sind die Haare schön geföhnt und kitzeln nicht im Nacken. In dieser Szene sehe ich meiner Mutter ähnlicher als sie sich selber.

Herbst: Und mich fragen Sie nicht?

Pastewka: Du hattest die Haare von Christoph M. Orth aus "Allein unter Bauern".

Herbst: Da hättet ihr die Rolle gleich mit Christoph M. Orth besetzen sollen. Die Namensverwandtschaft, die Haarverwandschaft.

Pastewka: Er hat ein freundlicheres Gesicht. Das hätte vielleicht nicht zur Rolle gepasst.

SZ: Wie stehts denn um Ihre Serien "Pastewka" und "Stromberg"?

Pastewka: Die vierte Staffel kommt. Wir schreiben gerade. Du drehst deine vierte demnächst?

Herbst: Ab Februar.

Pastewka: Ich war gerade eine Woche auf Teneriffa zum Schreiben. Wir wollen diesmal nicht neun, sondern zwölf Folgen drehen. Wir wagen die lange Strecke.

Herbst: Ob nun neun Folgen nicht geguckt werden oder zwölf, ist ja egal.

SZ: Kommt Herbst auch mal in "Pastewka" vor?

Herbst: Da gibt es eine Überlegung, aber das ist sehr in die Tüte gesprochen.

Pastewka: Das kann morgen schon konkret werden.

Herbst: Schön, dass ich das jetzt erfahre. Wir überlegen, meinen "Pastewka"-Dreh an den "Stromberg"-Dreh anzuhängen. Ich gebe vor, Herbst zu spielen, bin aber in der "Stromberg"-Maske und ärgere mich, dass ich immer nur so Fieslinge spielen muss, weil ich mal was anderes machen will als immer nur "Stromberg".

Pastewka: Du gibst als Stromberg Autogramme.

Herbst: Ist das so? Das weiß ich ja noch gar nicht. Wir behaupten dann einfach, dass ich privat auch der Arsch bin, dass ich mich also nicht wundern kann, dass ich immer als Arsch besetzt werde. Das ist eine Form von Ironie und tieferer Bedeutung, die ich wunderbar finde.

Pastewka: Das ist mit Christoph gut zu machen, weil wir so schöne Ideen über den kurzen Dienstweg, also über dieses Interview, festmachen können. Bei manch anderem "Pastewka"-Gast mussten wir manchmal erst umständlich den Segen der Managements und der Imageberater einholen.

SZ: Ist das das Schöne an Pastewka, dass Sie unter ihrem Namen richtig fies sind?

Pastewka: Ja!

Herbst: Ich finde dich teilweise schlimmer als die Stromberg-Figur. Du bringst eine Form von Zwanghaftigkeit mit, die ich bei Stromberg nicht sehe.

Pastewka: Vielleicht ist es ja auch so. Man weiß es nicht. Wenn wir so drehen, denke ich oft gar nicht darüber nach, ob das, was ich mir andichte, nun rufschädigend ist oder nicht.

Herbst: Spielst du denn dich selbst?

Pastewka: So ist es. Aber wenn ich anfange, darüber nachzudenken, welcher Pastewka nun welchen spielt, kann ich gleich nach Hause gehen.

Pastewka wächst in Bonn auf und gründet dort 1992 mit Bernhard Hoëcker die Comedy Crocodiles. 1996 wird er festes Mitglied der Sat 1-Wochenshow. Seit 2005 tut er so, als spiele er sich selbst in der nach ihm benannten Sat 1-Serie Pastewka.

Herbst, geboren in Wuppertal, bekommt 1989 sein erstes Engagement am Landestheater Dinslaken. Ab 2001 erregt er besondere Aufmerksamkeit als Spielpartner von Anke Engelke in Ladykracher. 2004 etabliert er sich mit der Pro Sieben-Serie Stromberg, in der er einen gehetzten Büroversager mit ausgeprägten Charakterschwächen spielt. Beide gewannen Fernsehpreise.

"Zwei Weihnachtsmänner", Sat 1, Teil 1, 18.12., 20.15 Uhr, Teil 2, 20.12., 20.15 Uhr

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