Süddeutsche Zeitung

Nachruf Herbert Groethuysen:Der Internationale

Lesezeit: 1 min

Der Münchner Architekt wird vor allem als Entwerfer des umstrittenen "schwarzen Hauses" in Erinnerung bleiben. Doch hat er die bayerische Metropole in der Nachkriegszeit vor allem durch Kirchen und Wohnbauten geprägt.

Von Catrin Lorch

Das "Schwarze Haus" ist ein Gebäude, das in München gleich zweimal berühmt wurde: zunächst nach seiner Fertigstellung und dann nach seinem Abriss. Es ist dieser Bau, der auch nach seinem Verschwinden mit dem jetzt im Alter von 99 Jahren verstorbenen Architekten Herbert Groethuysen assoziiert werden wird. Denn um kaum ein Gebäude hat man in München, dieser Stadt, die sich mit der Zeitgenossenschaft schwer tut, so gestritten wie um dieses. Dabei konnte der Verwaltungsbau der Süddeutschen Zeitung nach seiner Fertigstellung im Jahr 1970 es mit seiner dunklen, durch schlanke Stahlstelen rhythmisch gegliederten Fassade aufnehmen mit berühmten Vorbildern des International Style, angefangen bei Mies van der Rohes ikonischem Seagram Building in New York. Zum zweiten Mal kam es zu Diskussionen, als es der bayerische Denkmalschutz nach einem Verfahrensfehler nicht verhindern konnte, dass das Schwarze Haus von Investoren schlussendlich im Jahr 2009 abgerissen wurde.

Allerdings erinnern in der bayerischen Metropole zahlreiche Bauten an den außerordentlichen Architekten Herbert Groethuysen. Im Jahr 1921 geboren, hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg an der Technischen Hochschule in München studiert. Dort schloss er sich mit einer Gruppe von jungen Architekten dem Baubüro des Bayerischen Jugendsozialwerks an. Ziel war es, die Ästhetik der Moderne mit den Anforderungen des Wiederaufbaus, der in den zerstörten Städten vor allem Wohnungen verlangte, in Einklang zu bringen. In dieser Epoche plante Herbert Groethuysen Wohnhäuser im Großraum München, in Gauting, Grünwald, Planegg und Söcking und Sozialwohnungen in Kleinhadern, Schwabing und am Hasenbergl.

Groethuysen stand aber aber nicht nur für aus heutiger Sicht wegweisende Projekte wie das Schwarze Haus oder die "Wohnheimsiedlung für Jungarbeiter und Studenten", die in Zusammenarbeit mit den Bewohnern und ohne Baugenehmigung Anfang der Fünfzigerjahre errichtet wurde. Seinen Rang bezeugen vor allem so klare und aufregend proportionierte Bauten wie die Feuerwache 2, die eigenwillig aus Beton-Elementen komponierte Kirche St. Karl Borromäus oder das Institut für Tierernährung in Weihenstephan. Das Kirchenzentrum St. Mauritius in Moosach, auch so ein schlichter, eigenwilliger Entwurf, hat es immerhin auf die Liste von Bauwerken des Brutalismus geschafft.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5163171
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.