Henri Matisse ist, wie viele Avantgardisten, ein Opfer nicht seiner Zeit, sondern unserer. Ausgiebig hat die Deko-Industrie seine klaren Farben, seinen Sinn für Strukturen und Muster ausgeschlachtet, hat sich anregen lassen noch für die geschmackloseste Bluse, die überkandideltste Tapete, die albernsten Krawatten und Socken. Sogar eine Rose trägt seinen Namen. Der Franzose hat es in den Massengeschmack geschafft, und doch steht vieles an seiner Kunst quer zu heutigen Vorstellungen. Was würde er, könnte er eine Zeitreise unternehmen, sagen zu den Debatten über „Leitkultur“ auf der einen, über „kulturelle Aneignung“ auf der anderen Seite? Beide Konzepte müssten ihn irritieren, gehen sie doch davon aus, dass Identitäten etwas Fixes seien mit klaren Grenzen zum anderen. Das aber war nicht der Geist der Modernen im frühen 20. Jahrhundert in Paris.
Ausstellung in der Fondation Beyeler:Die zwei Gesichter des Henri Matisse
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Er konnte gefällig malen, aber auch Erwartungen gezielt enttäuschen. Als großen Reisenden zeigt ihn nun eine Ausstellung nahe Basel.
Von Kia Vahland
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