Die Universität sei eine der besten Ideen der deutschen Intellektuellen im 18. Jahrhundert gewesen, erklärte Heinz Schlaffer vor einigen Jahren. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein und vielleicht noch viel länger habe sie die Aufgaben wahrgenommen, die in anderen Ländern die Höfe, die Aristokratie oder die Metropolen erfüllt hätten: Sie sei der Ort gewesen, an dem sich die Bildungsgeschichte des Einzelnen wie der bürgerlichen Elite vollzogen habe. "Nicht zufällig", so Schlaffer, "gilt als Hauptwerk der deutschen Literatur Goethes ,Faust': Sein Held ist Professor, seine Welt - auch wenn er ihr zu entfliehen trachtet - die Universität. Ihr Pathos reicht bis zur Studentenbewegung." Das Pathos reichte auch darüber hinaus. Denn Heinz Schlaffer war selbst Professor. Im jugendlich-heroischen Alter von 32 Jahren erhielt er einen Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Marburg. Kurz darauf veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel "Der Bürger als Held" (1973), das zu einem Grundbuch der damals oft marxistisch inspirierten Geisteswissenschaften wurde: Es erzählte von einer Welt, in der man über Heroen dichtet, während man selbst von einer festen Anstellung träumt.
Zum Tod von Heinz Schlaffer:Ein freier Mann
Lesezeit: 4 Min.

Der Universität entfliehen wollte er nie, im Gegenteil: Der Germanist Heinz Schlaffer forschte und lehrte fast drei Jahrzehnte lang in Stuttgart - und schuf Schlüsselwerke seiner Disziplin.
Von Thomas Steinfeld

Polnisch-britische Schriftstellerin:Janina David ist tot
Die Schriftstellerin und Holocaust-Uberlebende war für ihr autobiografisches Werk "Ein Stück Himmel" bekannt.
Lesen Sie mehr zum Thema