Eigentlich hätte die Koalition ein Geschenk für Deutschland sein können. Es wäre darum gegangen, das Soziale, das Ökologische und das Liberale neu zusammenzuzudenken und daraus das Programm für eine neue Gesellschaftspolitik zu machen. Denn wir hatten uns in Deutschland über die Jahrzehnte daran gewöhnt, das Ausmaß einer integrierten Wirtschafts- und Sozialpolitik Schritt für Schritt zu erweitern, statt an bestimmten Punkten eine Fokussierung des Ganzen vorzunehmen. Doch die Klimapolitik, die Sicherheitspolitik, die Ernährungspolitik, die Wirtschaftspolitik und die Sozialpolitik stehen nicht einfach als Säulen nebeneinander, sie müssen in einer Zeit auseinanderstrebender Kräfte neu und anders aufeinander abgestimmt werden. Was heute „sozial“, was „ökologisch“, was „sicher“, was „wirtschaftlich“ und was „gesund“ heißt, ist alles andere als klar. Die langsame Politik einer entstehenden Gegenwart sollte sich darum besser mit solchen Begriffen und deren Zusammenhängen befassen, als nach alternativen gesellschaftlichen Narrativen zu suchen. Wir brauchen heute in Deutschland keine neue Erzählung, die sich an den Einschnitten von 1945, 1968 oder 1989 orientiert, sondern ein anderes Denken.
Populismus, Migration und ArbeitsmarktDeutschland braucht ein neues Denken
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