Süddeutsche Zeitung

Debatte um Raubgut:Maas für Restitutionen der Benin-Bronzen

"Eine Frage der Gerechtigkeit": Der Außenminister äußert sich zu möglicher Rückgabe der Benin-Bronzen aus deutschen Museen.

In der Debatte um die als Raubgut geltenden Benin-Bronzen in deutschen Museen hat sich Außenminister Heiko Maas für Restitutionen stark gemacht. "Zu einem aufrichtigen Umgang mit der Kolonialgeschichte gehört auch die Frage der Rückgabe von Kulturgütern", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin nach Angaben des Auswärtigen Amtes. "Das ist eine Frage der Gerechtigkeit."

Auch aus dem von Bund und Ländern besetzten Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz kamen am Mittwoch Signale für Rückgaben. "Die Länder- und Bundesvertreter*innen im Stiftungsrat sind sich einig, im Falle der Benin-Bronzen zu einer Lösung zu kommen, die auch die Rückgabe von Objekten als Option mitbetrachtet", hieß es nach einer Sitzung des Gremiums in einer Mitteilung in Berlin. Der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, wurde vom Stiftungsrat beauftragt, zusammen mit den Direktorinnen und Direktoren der anderen ethnologischen Museen in Deutschland, die Benin-Bronzen in ihren Sammlungen bewahren, "eine Strategie für ein gemeinsames Vorgehen im Umgang mit den Benin-Bronzen zu entwickeln, deren Erwerbungsumstände nach heutiger Bewertung als Unrechtskontexte anzusehen sind".

Laut Maas haben sich Bund, Länder und Gemeinden mit ihren gemeinsamen Eckpunkten klare Ziele gesetzt. "Mit den internationalen Partnern dafür notwendige Voraussetzungen zu schaffen, ist eine Aufgabe, der sich das Auswärtige Amt stellt", sagte Maas. "Im Fall der Benin-Bronzen arbeiten wir mit den Beteiligten in Nigeria und in Deutschland daran, einen gemeinsamen Rahmen aufzubauen." Dabei gehe es vor allem um die Museumskooperation mit dem geplanten Museum of West African Art in Benin-City. Für das Außenministerium war zuletzt der Leiter der Kulturabteilung, Andreas Görgen, zu Gesprächen in Nigeria. Rolle von Außenpolitik und Kulturpolitik sei es, "eine Grundlage zu schaffen, auf der sich die Expertinnen und Experten der Museen darüber austauschen können, um welche Objekte es in welchen Darstellungsformen geht und wie die Konzepte des Museums aussehen", hieß es im Auswärtigen Amt. "Wir sind Teil einer größeren Entwicklung, in der wir dabei helfen sollten, dass kulturelle Infrastruktur in Ländern entsteht, aus denen wir Objekte in Deutschland haben", hieß es.

Am Montag wurde bekannt, dass die Verhandlungen um die Rückgabe der Benin-Bronzen aus deutschen Sammlungen offenbar weiter fortgeschritten sind, als bisher bekannt. Der Generalintendant des Humboldt-Forums Hartmut Dorgerloh sagte gegenüber Journalisten, er erwarte bis September eine Entscheidung hinsichtlich der Rückgabe. Deutschland wäre das erste Land, das Benin-Bronzen restituieren würde. Bisher war geplant, im Humboldt-Forum etwa 200 der 440 Benin-Bronzen aus der Sammlung des Ethnologischen Museums zu zeigen. Nun werde das Konzept für den Benin-Saal überarbeitet, sagte Dorgerloh.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5245996
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/jhl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.