Haus der Kunst:Noch ein Abgang

Ulrich Wilmes verlässt die Münchner Institution und geht in den Ruhestand. Wilmes war seit dem Jahr 2008 Hauptkurator am Haus der Kunst. Diesen Donnerstag eröffnet noch die von ihm betreute, große Immendorff-Ausstellung.

Von Susanne Hermanski

Der letzte Mann des ehemaligen Management-Trios am Haus der Kunst geht von Bord: Hauptkurator Ulrich Wilmes wird sich im November in den Ruhestand verabschieden. Okwui Enwezor, der Direktor des krisengeschüttelten Hauses, hat seinen Vertrag im Juni aus gesundheitlichen Gründen aufgelöst. Der frühere kaufmännische Leiter wurde bereits zum Jahreswechsel gekündigt. Ulrich Wilmes, Jahrgang 1953, ist seit 2008 Hauptkurator am Haus der Kunst. Derzeit bereitet er die Ausstellung "Jörg Immendorff: Für alle Lieben in der Welt" vor, die an diesem Donnerstag eröffnet werden soll. Sie wird die erste große Überblicksausstellung seit dem Tod Immendorffs sein und die letzte große Arbeit Wilmes' in seiner Funktion.

Eine Joan-Jonas-Schau, die anschließend geplant war, wurde jüngst mangels Geld abgesagt. Wilmes hat im Haus der Kunst viel beachtete Ausstellungen zum Werk von Ellsworth Kelly, Ed Ruscha, Georg Baselitz und Gerhard Richter ausgerichtet. Neben Enwezor und Katy Siegel war er auch Kurator der Ausstellung "Postwar: Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945-1965". Bernhard Spies, der das Haus seit Enwezors Weggang als Kaufmännischer Direktor allein führt, würdigt Wilmes Arbeit - auch wenn das Verhältnis beider angespannt war: "Mit ihm verlässt uns ein von Künstlern, Kollegen und Leihgebern international geschätzter Fachmann für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts." Aus Spies' weiterem Kommentar lässt sich lesen, was einer denkbaren Verlängerung von Wilmes' Engagement entgegenstand. "Vor seiner Entscheidung, sich nun zurückzuziehen, habe ich großen Respekt. Sie fällt ihm sicher gerade jetzt nicht leicht, denn das Haus der Kunst steht vor der Aufgabe, sich vor der Sanierung zu stabilisieren", sagt Spies. "Meine gemeinsame Zeit mit ihm war kurz, und - trotz natürlich vorgegebener Unterschiede zwischen kuratorischen und finanziellen Zielen - sehr konstruktiv und kollegial."

Spies verfolgt verschiedene Ansätze, die personelle und finanzielle Misere des Hauses in den Griff zu bekommen - wie das Problem, dass das Eigenvermögen der staatlichen Institution in der Zeit des Management-Trios von rund 1,5 Millionen im Plus auf rund eine halbe Million im Minus gerutscht war. Ein Ansatz: die Schaffung einer neuen Stelle, zu deren Zuständigkeit auch der Bereich "Development und Fundraising" gehört. Susanne Rockweiler wird sie zum 15. September antreten und zudem als Spies' Stellvertreterin eingesetzt. Susanne Rockweiler, geboren 1965, war bislang Stellvertretende Direktorin am Martin-Gropius-Bau in Berlin.

Dort gehörten von 2010 bis 2018 die strategische Ausrichtung, Organisationsentwicklung und Marketing des Gropius-Baus zu ihren Aufgaben. Wie es in einer Mitteilung des Hauses der Kunst heißt, habe sie dort erfolgreich Drittmittel akquiriert, ihre Expertise in Personalsteuerung und Verwaltung eingebracht und "die kulturpolitische Gremien- und Lobbyarbeit" mitgestaltet. Auch mit Umbauten hat sie Erfahrung: Von 2003 an leitete sie als Mitglied der Direktion der Reiss-Engelhorn-Museen die Generalsanierung von deren Zeughaus.

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