Harry-Potter-Darsteller:Aus die Maus

Die drei Hauptdarsteller waren noch Kinder, als sie vor elf Jahren gecastet wurden. Heute sind Emma Watson, Daniel Radcliffe und Rupert Grint weltbekannt, schwerreich - allerdings sehr mit ihren Rollen verwachsen.

Vorher-nachher-Bilder.

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Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint,

Quelle: AP

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Eine Narbe, acht Filme, Milliarden Umsätze: Mit "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2" endet die große Fantasy-Reihe. Was wird aus ihren Helden? Die Bilder.

Es gibt Menschen, die noch keine Seite in einem der sieben Harry-Potter-Romane gelesen, geschweige denn einen der inzwischen acht Filme gesehen haben (das letzte Buch wurde, sicherlich nur aus dramaturgischen Gründen, gleich zu zwei Blockbustern verarbeitet). Aber viele sind es nicht mehr. Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson, die drei Hauptdarsteller, waren noch nicht einmal volljährig, als sie ihre Handabdrücke in den Hollywood Walk of Fame pressten. Heute sind sie weltbekannt, schwerreich - allerdings auch so sehr mit ihren Rollen verwachsen wie wenige andere Schauspieler.

Texte: Fritz Göttler, Tanja Rest, Marc-Felix Serrao, Martin Zips/koet/SZ vom 12.7.2011/sueddeutsche.de/rus

Emma Watson, left, Rupert Grant, right, und Daniel Radcliffe

Quelle: AP

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Elf Jahre ist es her, dass die Kinderdarsteller in einem Casting aus Zehntausenden Bewerbern als Sieger hervorgegangen sind. Sie wurden vor den Augen der Welt erst Teenager, dann Erwachsene. Wenn in dieser Woche der letzte Harry-Potter-Film in die Kinos kommt, endet auch für sie eine kleine Ära. Höchste Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Leute-News: Daniel Radcliffe

Quelle: dapd

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Er habe womöglich eine "ganz morbide Persönlichkeit", hat Daniel Radcliffe in einem Interview erklärt, "und ich denke ziemlich oft über den Tod nach." Am intensivsten von den drei jungen Potter-Stars hat er dieses dunkle Universum erfahren, das er Jahr für Jahr - als Kind, als Teenager, als junger Mann - durchstreifen musste, das ihn mit existenziellen Fragen konfrontierte zu Leben und Tod, Gut und Böse, Glauben und Identität, Verantwortung und Ergebenheit. Fragen, die ihn überfordern mussten, physisch und mental, ihm einen gespenstischen Ernst abverlangten und eine Frühreife bescherten, deren Spuren er heute, da er endlich erwachsen ist, nicht mehr restlos wegkriegt. Das Dunkle, das Harry Potter erfahren musste, hat Daniel Radcliffe in sich selbst gesucht. 2007 übernahm er, sein Theaterdebüt, in Peter Shaffers "Equus" in London die Rolle des verstörten Stallburschen, der sechs Pferde geblendet hat. Probenfotos, auf denen er nackt zu sehen war, sorgten prompt bei Eltern von Potter-Fans für Aufregung und führten zu Spekulationen, ob er nun in den letzten Filmen der Serie überhaupt noch den Harry spielen dürfe. Er durfte, er durfte sogar an den Broadway: Dort ist er gerade als Star des Musicals "How to Succeed in Business Without Really Trying" zu sehen. Mit 21 ist Daniel angenehm sensibel, vielfacher Millionär, ungewöhnlich früh politisch engagiert, für Nick Cleggs Liberale, gegen Homophobie. Ein Junge wie aus einem Dickens-Roman.

Daniel Radcliffe als Harry Potter, 2000

Quelle: DPA-SZ

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"Das ist er, das ist Harry Potter", hatte Chris Columbus, der Starregisseur der Serie, vor elf Jahren gerufen, als er Daniel in einer TV-Version als David Copperfield sah.

Harry Potter And The Deathly Hallows Part 2 - World Premiere - After Party

Quelle: Getty Images

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Als Emma Watson im vergangenen August ihre dunklen Locken nicht nur kürzen, sondern so radikal abschneiden ließ, dass sie plötzlich raspelkurze Haare hatte, sprach alle Welt von einer Typveränderung: Seht her, die Kleine ist jetzt erwachsen! Tatsächlich war die neue Frisur vor allem eine Typbeschreibung: Die heute 21-jährige Britin - gescheit, nachdenklich, dabei hübsch wie eine Elfe - hatte schon immer ihren eigenen Kopf. Keiner der Kinderdarsteller hat sich so entschieden und scheinbar mühelos von seinem "Potter"-Alias emanzipiert wie sie. Und das, obwohl die Ähnlichkeiten zwischen Emma Watson und Hermine Granger verführerisch waren: beide Einserschülerinnen, beide von geradezu dickköpfiger Abenteuerlust, die eine in der fiktiven Welt genauso mit Harry Potter befreundet wie die andere, in der realen Welt, mit Daniel Radcliffe. Emma hat aber nicht nur Hermine in sich: Sie tanzt, malt und singt, sie entwirft und wirbt für Mode, seit zwei Jahren studiert sie außerdem Literaturwissenschaften an der Universität von Rhode Island. - Moment mal, wie ging dieses Studium eigentlich mit den Dreharbeiten zusammen? Ganz einfach: Sie sagte den Leuten von Warner Bros., dass sie für die letzten beiden Filme nicht mehr zur Verfügung stehe, sollte sie ihr Studium dafür abbrechen müssen. Woraufhin ihr Drehplan angepasst wurde; einer von vielen Gründen, warum einem um Emma Watson nicht bang ist. Zwei neue Filme, zwei Hauptrollen sind längst abgedreht.

Emma WATSON bei der Premiere von "Harry Potter und der Stein der Weisen" in New York

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Vorauseilend bittet die Vielbegabte um Nachsicht: "Ich habe mir wohl das Recht erarbeitet, ein paar Sachen zu versemmeln ..." Na, so weit wird's schon nicht kommen. 

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Quelle: AP

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Er blieb das fluffige Kerlchen, der rothaarige Sonnenschein in einer von Folge zu Folge düsterer werdenden Kinoreihe. Liebenswert als treuer Sidekick des Helden, hormonell dauerverwirrt als Jugendliebe der Dritten im Bunde. Rupert Grint als Ron Weasley: Das war - egal, was man von dieser Film-Maschinerie hält - eine ideale Wahl. Liest man, womit der 22-Jährige in den vergangenen Jahren, wenn überhaupt, Schlagzeilen machte, kann man zudem davon ausgehen, dass er den ganzen Irrsinn, mit Promo-Touren und Interviews über Filmküsse, gut verkraftet hat. Einmal hat er sich einen echten Eis-Wagen gekauft, der tuten kann. Ein andermal erkrankte er an der Schweinegrippe, hatte dann aber doch nur Halsschmerzen. So was. Während sich Daniel Radcliffe um Distanz zu Harry Potter bemühte, blieb der Junge an seiner Seite entspannt. Als sich Radcliffe am Theater nackt machte, kommentierte Grint souverän: "Unglaublich. Ich könnte das nicht." Was nicht heißt, dass er sich nicht weiterentwickelt hätte.

Harry Potter And The Deathly Hallows Part 2 - World Premiere - After Party

Quelle: Getty Images

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Zwei Coming-of-Age-Filme sind bisher mit ihm erschienen, das fast vollständig ignorierte Drama "Cherrybomb" und die allenfalls okaye Komödie "Driving Lessons" mit Laura Linney. Das nächste Projekt heißt "Comrade", ein norwegisches Antikriegsdrama. Das klingt zwar erst recht nicht nach großer Bühne, dürfte aber vor allem hierzulande einige Beachtung finden. Zum Ensemble zählen auch Florian Lukas und David Kross, zwei der spannendsten jungen deutschen Schauspieler. "Comrade", sagte Grint kürzlich im norwegischen Fernsehen, sei "ganz anders als alles, was ich gewohnt bin." Er sah dabei ziemlich glücklich aus.

Actor Matthew Lewis and an unidentified companion arrive for the world premiere of 'Harry Potter and the Deathly Hallows - Part 2' in Trafalgar Square, in central London

Quelle: REUTERS

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Falls Matthew Lewis früher weibliche Fans hatte, dann allenfalls ältere Damen - weil er mütterliche Instinkte in ihnen weckte: ein pummeliger Junge mit Pausbäckchen und schiefen Zähnen, der in seiner Rolle als Potter-Freund Neville Longbottom einen tollpatschigen Außenseiter spielte, der ständig seine Kröte Trevor suchte und Zaubersprüche vergaß. Bestenfalls knuffig. Heute dürften auch gleichaltrige Frauen den 22-Jährigen aus Leeds mit anderen Augen sehen. Aus dem Buben ist ein attraktiver Mann mit Dreitagebart geworden. Die Zähne hat er sich nach Drehschluss auf Kosten von Warner Brothers richten lassen, doch sein jungenhaftes Lächeln hat er sich bewahrt. Als er dünner und hübscher wurde, hatte Lewis Angst davor, aussortiert zu werden. Vom dritten Film an stopften ihn die Macher dann in einen Fett-Anzug . Der Neville von einst, immer freundlich, spielt in seinem jüngsten Film, "The Sweet Shop", der 2013 ins Kino kommen soll, einen Fiesling. Ob das die Frauen anzieht? Eine Freundin habe er noch nicht, sagte er kürzlich. 

Kinofilm "Harry Potter und der Stein der Weisen"

Quelle: DDP

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Neben Matthew Lewis hat sich Harry Melling von allen Darstellern der Reihe am stärksten verändert. Aus Harry Potters moppeligem Monstercousin Dudley Dursley ist ein schlanker, gut gewachsener junger Mann geworden, den man kaum wiedererkennt. Nach dem sechsten Teil - "Harry Potter und der Halbblutprinz" - hatte Melling, wie Kollege Lewis, so viel Pubertätsschwabbel verloren, dass er fortan einen Fett-Anzug tragen musste, um noch irgendwie an seine frühere "schweinsähnliche Figur" (Melling über Melling) zu erinnern. "Das kann er doch nicht sein!", schrieb eine beeindruckte Journalistin des Telegraph schon vor zwei Jahren. Er sei ganz froh, in der Filmreihe immer nur eine Nebenfigur gespielt zu haben, sagte der heute 22-Jährige damals: "Jetzt kann ich das Kinder-Schauspieler-Ding genauso loswerden wie das Fett." Melling spielt seit drei Jahren Theater in London, eine Rolle nach der anderen. 

Actor Tom Felton arrives at the world premiere of 'Harry Potter and the Deathly Hallows - Part 2' in Trafalgar Square, in central London

Quelle: REUTERS

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Warum es das Böse gibt? Weil man dann das Gute besser erkennt. Der wasserstoffgebleichte Tom Felton etwa verkörperte Harry Potters Erzfeind Draco Malfoy. Er war der Nazi, der Rassist, der Riesenarsch. Eine Traumrolle! Felton durfte Hermine als "Schlammblut" beschimpfen und in seiner Gang allerlei rückgratlose Schmalhirne hinter sich scharen, die ihm brav nach dem Mund redeten. Was für eine grandiose Vorbereitung auf das Berufsleben! Auch wurde er als Draco ständig bevorzugt - blond, blauäugig. Ja, Kinder, so ist es! Und Harry? Rettet seinem Feind zweimal das Leben. Der Depp. Jedenfalls spielte Felton den Draco so gut, dass er bei den MTV Movie Awards als "Bester Bösewicht" ausgezeichnet wurde. Mehr kann man nicht erwarten. Derzeit versucht er sich in neuen fiesen Rollen: Als schimpansenquälender Tierschänder ("Planet der Affen: Prevolution") oder unheimlicher College-Student ("The Apparition"). In seiner Freizeit klampft er lieber romantisch auf der Gitarre rum. Lass gut sein, Junge. Zukunft hat allein das Böse. 

© SZ vom 12.7.2011/sueddeutsche.de/rus
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