Er habe womöglich eine "ganz morbide Persönlichkeit", hat Daniel Radcliffe in einem Interview erklärt, "und ich denke ziemlich oft über den Tod nach." Am intensivsten von den drei jungen Potter-Stars hat er dieses dunkle Universum erfahren, das er Jahr für Jahr - als Kind, als Teenager, als junger Mann - durchstreifen musste, das ihn mit existenziellen Fragen konfrontierte zu Leben und Tod, Gut und Böse, Glauben und Identität, Verantwortung und Ergebenheit. Fragen, die ihn überfordern mussten, physisch und mental, ihm einen gespenstischen Ernst abverlangten und eine Frühreife bescherten, deren Spuren er heute, da er endlich erwachsen ist, nicht mehr restlos wegkriegt. Das Dunkle, das Harry Potter erfahren musste, hat Daniel Radcliffe in sich selbst gesucht. 2007 übernahm er, sein Theaterdebüt, in Peter Shaffers "Equus" in London die Rolle des verstörten Stallburschen, der sechs Pferde geblendet hat. Probenfotos, auf denen er nackt zu sehen war, sorgten prompt bei Eltern von Potter-Fans für Aufregung und führten zu Spekulationen, ob er nun in den letzten Filmen der Serie überhaupt noch den Harry spielen dürfe. Er durfte, er durfte sogar an den Broadway: Dort ist er gerade als Star des Musicals "How to Succeed in Business Without Really Trying" zu sehen. Mit 21 ist Daniel angenehm sensibel, vielfacher Millionär, ungewöhnlich früh politisch engagiert, für Nick Cleggs Liberale, gegen Homophobie. Ein Junge wie aus einem Dickens-Roman.