Hans-Ulrich Wehler:Alphatier in Turnschuhen

Hans-Ulrich Wehler: Aus einer Außenseiterposition schaffte er es, zur Führungsfigur einer jungen Historikergeneration zu werden - Hans-Ulrich Wehler im Jahr 1987.

Aus einer Außenseiterposition schaffte er es, zur Führungsfigur einer jungen Historikergeneration zu werden - Hans-Ulrich Wehler im Jahr 1987.

(Foto: imago)

Paul Nolte skizziert das Leben und Wirken des großen Historikers Hans-Ulrich Wehler - wohl der letzte, der noch an eine Zentralperspektive, eine Totalgeschichte glaubte.

Von Jens Hacke

Wie fern die alte Bundesrepublik mittlerweile gerückt ist, wird mit jedem Nachruf auf einen Vertreter ihrer großen Intellektuellengeneration sichtbarer: Ralf Dahrendorf, Günter Grass oder - im letzten Jahr - der Abschied vom langjährigen Doyen der Geschichtswissenschaft, Hans-Ulrich Wehler (1931-2014). Die erbitterten Kämpfe um die westdeutsche Identität, den richtigen Weg nach Westen und die intellektuelle Hegemonie zwischen sozialliberalen und liberalkonservativen Streithähnen (Frauen blieben außen vor) wirken im Rückblick seltsam verzwergt. Manchmal weiß man kaum noch, worum es im Einzelnen eigentlich ging. Dauernd war die Demokratie in Gefahr, Tendenzwenden drohten, "Nato-Historiker" planten einen nationalkonservativen Coup und wollten die NS-Vergangenheit entsorgen. Aber nicht nur im Feuilleton war viel los. Auch die akademische Welt zeigte sich hyperaktiv. Die Theorieeuphorie der Siebzigerjahre produzierte groß angelegte Erklärungen und neue methodische Konzepte zur finalen Erfassung des Modernisierungsprozesses - Systemtheorie, (Post)Strukturalismus, Theorie des kommunikativen Handelns und, als Programm einer "Historischen Sozialwissenschaft", die Gesellschaftsgeschichte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: