Kinderbuch-Illustrator:"Wenn man die Bilder entdeckt hätte, wäre ich ins Gefängnis gekommen"

Kinderbuch-Illustrator: "Es war einmal ein Räuberchen, das stahl sich einen Rock": 1978 erschien "Vom Räuberchen, dem Rock und dem Ziegenbock", im Kinderbuchverlag Berlin, illustriert von Hans Ticha.

"Es war einmal ein Räuberchen, das stahl sich einen Rock": 1978 erschien "Vom Räuberchen, dem Rock und dem Ziegenbock", im Kinderbuchverlag Berlin, illustriert von Hans Ticha.

(Foto: Hans Ticha, Vom Räuberchen, dem Rock und dem Ziegenbock, Kinderbuchverlag Berlin 1978, VG BILD-KUNST, Bonn 2022)

Ein Gespräch mit dem Maler und Illustrator Hans Ticha über die Frage, wieso ausgerechnet das Kinderbuch in der DDR große künstlerische Freiheiten bot.

Interview von Kathleen Hildebrand

Figuren mit Kugelköpfen, die Zähne gebleckt, die Münder aufgerissen. Hampelmänner und dicke Tanten, denen die Bettdecke anbrennt, aber keine Sorge: die soldatischen Feuerwehrmänner kommen schon angerauscht, "Hurra, hurra, die Feuerwehr ist da!". Niedlichkeit war nie seine Sache, auch nicht in den 37 Kinderbüchern, die Hans Ticha illustriert hat. Die Figuren in den Gemälden, Grafiken und Kinderbuchillustrationen des 1940 geborenen Künstlers bestehen oft aus geometrischen Formen, haben etwas Maschinenhaftes. Selbst wenn sie keine Fahnen und Fäuste in die Luft strecken oder in Parlamentssitzreihen hocken, sind sie subversiv, Parodien auf die Jasager im sozialistischen Regime der DDR. Ticha war Teil der Künstlerszene im Berliner Prenzlauer Berg, wurde von der Stasi überwacht, in einer Hinterhofwohnung versteckte er politische Gemälde. Sein Geld verdiente er mit Gebrauchsgrafik und Buchillustrationen. Berühmt ist er vor allem für die Ausstattung des tschechischen Satire-Romans "Der Krieg mit den Molchen" von Karel Čapek. Auf der Frankfurter Buchmesse ist Ticha gerade mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet worden.

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