Hans-Christian-Andersen-Preis:Jury ohne Präsidentin

Hans-Christian-Andersen-Preis: International bekannt wurde Anastassija Archipowa als Illustratorin von Werken klassischer Autoren sowie der Märchen von Hans Christian Andersen und der Gebrüder Grimm.

International bekannt wurde Anastassija Archipowa als Illustratorin von Werken klassischer Autoren sowie der Märchen von Hans Christian Andersen und der Gebrüder Grimm.

(Foto: Svklimkin/Wikipedia CC)

Die russische Illustratorin Anastassija Archipowa gibt ihr Amt beim wichtigsten Preis für Kinderbücher auf. Zuvor hatte die dänische Königin ihre Schirmherrschaft für den Preis zurückgezogen.

Alle zwei Jahre vergibt die Organisation "International Board on Books for Young People" den Hans-Christian-Andersen-Preis, der neben dem Astrid-Lindgren-Memorial-Award als weltweit höchste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur gilt. Für die Auswahl der Preisträger 2024 saß die russische Illustratorin Anastassija Archipowa der Jury vor, die international besetzt ist. Doch diese Aufgabe wird nun jemand anderer übernehmen müssen. Am Dienstagabend gab das IBBY bekannt, dass Archipowa ihren Rücktritt eingereicht und das Exekutivkomitee ihn akzeptiert habe.

Ihre Ernennung hatte zuletzt für Ärger gesorgt, der vor einer Woche endgültig eskaliert war: Dänemarks Königin Margrethe II. zog sich als Schirmherrin des Preises zurück, der nach ihrem Landsmann Hans Christian Andersen (1805-1875) benannt ist.

Der Vorwurf: Allein durch ihre Nationalität bringe eine russische Jurypräsidentin den Preis in Misskredit. Die Vorsitzende des schwedischen Arms des IBBY sagte im dänischen Radio, es sei schwer für russische Bürger, international öffentlich tätig zu sein ohne dass die russische Regierung damit einverstanden sei. Außerdem wurde der Vorwurf erhoben, Archipowa sei Mitglied einer Moskauer Künstlervereinigung namens MOCX. Die richtete im Herbst 2022 einen Wettbewerb namens "Agitfront" aus, in dem dazu aufgerufen wurden, Propagandamaterialien für Russlands Krieg in der Ukraine zu entwerfen.

Der Rücktritt geschehe aus Rücksicht auf die Organisation und ihren Ruf in der Welt

Anastassija Archipowa betonte zwar auf Anfrage des Dänischen Rundfunks, sie sei nicht Teil der Vereinigung und habe von dem Wettbewerb nichts gewusst. Dennoch sei Archipowa "sich der Wahrnehmung der Welt draußen bewusst", wie es in einem IBBY-Statement hieß. Aus Rücksicht auf die Bedeutung der Arbeit der Organisation und ihren Ruf in der Welt habe sie sich entschlossen, ihr Amt niederzulegen.

Die Illustratorin Archipowa war im September 2022 auf einem Kongress der Organisation in Malaysia zur Vorsitzenden der internationalen Preisjury gewählt worden. Mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten mehrere nationale IBBY-Abteilungen zuletzt ihren Rücktritt gefordert, darunter die in der Ukraine, Schweden, Finnland und die baltischen Staaten. Die Leitung der Juryarbeit für den Preisjahrgang 2024 wird nun als Interimsvorsitzende Liz Page übernehmen, die Leiterin des IBBY.

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