Handke-Debatte:Akademie und Juror verteidigen Handke

Der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie und ein Mitglied des Nobelpreis-Komitees äußern sich erstmals.

Die Schwedische Akademie hat ihre Entscheidung verteidigt, den Literaturnobelpreis an Peter Handke zu verleihen. "Die Schwedische Akademie hatte natürlich nicht die Absicht, einen Kriegstreiber und Leugner von Kriegsverbrechen oder Völkermord auszuzeichnen", schrieb der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, in der Donnerstagausgabe der Zeitung Dagens Nyheter.

In dem 1996 veröffentlichten Reisebericht "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" stelle Handke "das Massaker in Srebrenica nicht in Frage", erklärte Malm. Die Akademie habe auch keine Belege dafür gefunden, dass Handke mit der Teilnahme an der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milošević dem Blutvergießen Tribut gezollt, ein Monster verehrt oder Kriegsverbrechen geleugnet habe.

Auch ein Juror, der Übersetzer Henrik Petersen, der externes Mitglied des Nobelpreis-Komitees ist, hat sich am Donnerstag zu der Entscheidung für Handke geäußert. In einer Stellungnahme, die von Spiegel Online veröffentlicht wurde, schreibt er, Handkes Werk präge eine ideologiekritische, ethisch fragende Haltung. Er sei ein "radikal unpolitischer Autor" und habe stets einen "antinationalistischen Standpunkt" vertreten. In der Balkanfrage habe Handke allerdings "eine Art politisches Kamikazemanöver" vollführt, "vermutlich in vollem Bewusstsein über die Risiken". Handke habe sich daran gestört, dass die serbische Position in den Berichten über den Krieg nicht zu Wort gekommen sei. "Die Art und Weise, wie Handke seine Kritik artikulierte, war prekär, plump und führte bisweilen zu regelrecht widersinnigen Vergleichen", zitiert Spiegel Online Petersen. "Aber ein Kriegshetzer ist Peter Handke deshalb nicht."

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