Streit um die Documenta Fifteen:Auftrittsverbot für Hamja Ahsan

Streit um die Documenta Fifteen: Freut sich über Aufmerksamkeit: der britische Künstler Hamja Ahsan.

Freut sich über Aufmerksamkeit: der britische Künstler Hamja Ahsan.

(Foto: Matthew Lloyd/Getty Images)

Der Künstler hatte Olaf Scholz beleidigt. Jetzt darf er nicht mehr auf der Documenta Fifteen auftreten, die Werke des Briten dürfen allerdings bleiben.

Von Catrin Lorch

Der Künstler Hamja Ahsan wird nicht mehr auf der Documenta Fifteen auftreten, darauf haben sich offensichtlich die Geschäftsführung der Documenta und die künstlerische Leitung geeinigt. Der in Bangladesch geborene Brite hatte in den vergangenen Tagen auf seinem Facebook-Account unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz als "faschistisches Schwein" beschimpft. Äußerungen, die von Ruangrupa, den Kuratoren der Documenta, und Alexander Fahrenholz, dem Geschäftsführer, als "nicht hinnehmbar" eingeordnet werden. In einer Pressemitteilung weisen sie darauf hin, dass die "rechtliche Bewertung durch die Geschäftsführung zum Ergebnis hat, dass der Künstler keine weitere Gelegenheit zu einem öffentlichen Auftritt" haben wird. Seine Werke dürfen allerdings bleiben. Ruangrupa teilt dazu mit, man halte "am Prinzip der Trennung von ausgestelltem Kunstwerk und persönlichem Handeln außerhalb der documenta fifteen" fest.

Die Leuchtkästen, die Hamja Ahsan an fast allen von der Documenta genutzten Orten angebracht hat, werben vorgeblich für Grillrestaurants. Dass einer der Leuchtkästen den Namen der palästinensischen Terrorgruppe PFLP aufgreift, ein anderer für den "Taste of Liberated Palestine" wirbt, wurde wiederholt im Zuge des Antisemitismus-Skandals kritisiert, Ashan sieht sein Werk als ironischen Kommentar zur Islamophobie in Großbritannien. Dass sich der Künstler in einem Video darüber freuen konnte, derzeit womöglich der bekannteste Künstler der Insel in Deutschland zu sein, liegt auch daran, dass nach dem Antisemitismus-Skandal zu Ausstellungsbeginn die Stimmung in den Medien aufgeheizt ist - eine Steilvorlage für den öffentlichkeits-süchtigen Hamja Ahsan.

Derzeit prüft auch noch ein von den Gesellschaftern der Documenta eingesetztes "Expertengremium" die Ausstellung auf weitere antisemitische Kunstwerke. Die Organisatoren der Documenta scheinen jedoch zuversichtlich, dass sich die Stimmung durch ihre Reaktion auf Hamja Ahsans Aussagen beruhigt - einen Abbruch der Documenta vor Ende der Laufzeit am 17. September ist wohl nicht zu erwarten.

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