Hamburg:Drohungen: Literaturfestival lädt Kabarettistin Eckhart aus

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Die österreichische Kabarettistin Lisa Eckhart. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Eine Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart beim Harbourfront Literaturfestival in Hamburg sorgt für Aufregung in der Kulturszene.

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Hamburg (dpa) - Eine Ausladung der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart beim Harbourfront Literaturfestival in Hamburg sorgt für Aufregung in der Kulturszene.

Nach Informationen des „Spiegel“ und der „Welt“ hatte der Betreiber des Veranstaltungsortes gegenüber der Festivalleitung Sicherheitsbedenken im Falle eines Auftritts Eckharts formuliert, der von Kritikern vorgeworfen wird, rassistische und antisemitische Klischees zu bedienen. Das Literaturfestival will sich nun um eine neue Lösung bemühen. Das Büro von Lisa Eckhart hat zunächst auf eine dpa-Anfrage nicht reagiert.

Der „Nochtspeicher“ hatte abgesagt, weil er die Sicherheit von Künstlerin und Publikum gefährdet sah. „Es ist unseres Erachtens sinnlos, eine Veranstaltung anzusetzen, bei der klar ist, dass sie gesprengt werden wird, und sogar Sach- und Personenschäden wahrscheinlich sind“, zitierte der „Spiegel“ aus einer Mail des „Nochtspeichers“. Im „bekanntlich höchst linken Viertel“ werde eine solche Veranstaltung nicht geduldet, auch an Polizeischutz sei nicht zu denken, weil „die Situation dann sogar noch eskalieren und gar zu Straßenscharmützeln führen“ könne.

In einer neuen Pressemitteilung auf der Internetseite des „Nochtspeichers“ heißt es, auch angesichts von „besorgten Warnungen aus der Nachbarschaft“ sei man sich sicher, „dass die Lesung mit Lisa Eckhart gesprengt werden würde, und zwar möglicherweise unter Gefährdung der Beteiligten, Literaten wie Publikum“.

„Wir hatten kein Problem damit, eine Veranstaltung mit Frau Eckhart zu machen, und haben es auch heute nicht“, sagte Nikolaus Hansen, einer der drei Leiter des Festivals, am Donnerstag in Hamburg. Das Problem sei vielmehr gewesen, dass nach einer Absage des „Nochtspeichers“ keine räumliche Möglichkeit für das geplante Format mehr gegeben sei.

Eckhart ist eine von acht Kandidatinnen und Kandidaten für den Klaus-Michael-Kühne-Preis, der am 20. September für den besten Debütroman vergeben wird. Die Autoren treten jeweils paarweise in vier Veranstaltungen vor der Jury auf, immer im „Nochtspeicher“ am Hamburger Hafenrand. Zwei der in Frage kommenden Autoren seien nicht einverstanden gewesen, mit Eckhart bei einer gemeinsamen Veranstaltung aufzutreten.

Ein leicht verändertes Format mit Einzelauftritten der Autoren habe die Absage des „Nochtspeichers“ nach sich gezogen. Da Eckhart die geplante Veranstaltung am 14. September nicht selbst absagen wollte, habe das Festival sie ausgeladen. „Wir haben die Veranstaltung nicht verhindern wollen, sondern alles getan, um sie zu ermöglichen“, sagte Hansen. „Für uns ist diese Absage schrecklich.“

Ob es zu einer anderen Lösung noch kommen könne, sei nicht absehbar. Lisa Eckhart werde unabhängig vom Festival am 3. September im Hamburger Literaturhaus in einem anderen Hamburger Stadtteil aus ihrem ersten Roman „Omama“ vorlesen, der am 17. August erscheint.

Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zeigte sich besorgt. Es müsse darauf geachtet werden, dass künstlerische Räume zum Beispiel durch Androhung von Gewalt nicht verengt würden. Wer das mache, schade unmittelbar der Kunst und der Freiheit, erklärte Brosda am Nachmittag. „Dass im konkreten Fall dieser Eindruck entsteht, besorgt mich. Ich werde daher kurzfristig mit den Veranstaltern über die genauen Hintergründe ihrer Entscheidung reden.“ Brosda betonte, dass die Künstlerin im öffentlich geförderten Hamburger Literaturhaus im September lesen werde.

Die AfD-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft kritisierte den Vorgang. „Linke Zensurwächter geben weiterhin in unserer Stadt den Ton an“, sagte der Fraktionsvorsitzende Alexander Wolf. „Kunst- und Meinungsfreiheit gelten in Hamburg nur, wenn linke Extremisten dafür grünes Licht erteilen. Das ist unerträglich und unserer Hansestadt unwürdig.“ Der Kabarettist Dieter Nuhr bezeichnete die Ausladung als „Skandal“. „Der Protestmob auf der Straße entscheidet also darüber, wer hier bei uns seine Kunst ausüben darf“, schrieb er auf Facebook.

(Berichtigung der Meldung vom 6. August. Durchgängig wurde der Begriff „Drohungen“ gestrichen. Konkrete Drohungen wurden laut einer neuen Pressemitteilung des Veranstaltungsortes Nochtspeicher nicht ausgesprochen. Klargestellt wird, dass sich der Nochtspeicher vielmehr aufgrund von Vorerfahrungen und Warnungen aus der Nachbarschaft bedroht fühlte.)

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