Eine böse Kulturgeschichte Hamburgs:Wo als nasses Grab die Elbe ruft

Hamburger Hafen - Steinwerder

"Huren genug, aber keine Musen." - Blick auf den Hamburger Hafen mit dem Stadtteil Steinwerder.

(Foto: dpa)

Heine hielt Hamburg für ein "verludertes Kaufmannsnest". Der Autor Jan Bürger begibt sich auf die Spuren der Hansestadt - doch auch ihm gelingt keine Ehrenrettung. Zum Glück.

Von Till Briegleb

Verfassern von Hamburger Kulturgeschichten merkt man immer einen gewissen Leidensdruck an, der sich darin äußert, dass sie eigentlich Unkulturgeschichten schreiben. Denn diese Stadt, die bis 1860 keine Verfassung, sondern nur Gewohnheitsrechte kannte, Universität und Kunstakademie erst im 20. Jahrhundert gründete, und die ihren gotischen Dom 1806 abriss, einfach, weil er den prostestantischen Geschäftssinn störte, hat's natürlich auch nicht anders verdient. Heinrich Heines "verludertes Kaufmannsnest", in dem es "Huren genug, aber keine Musen" gibt, stellte Autoren noch nie vor die Qual, aus einem Füllhorn an Geistesblitzen die schillerndsten auszuwählen. Wer sich hier auf die Suche nach dem Namhaften begibt, stößt immer auf die gleichen Episoden unzufriedenen Spotts über eine Stadt, wo man Geist am Tresen bestellt, weil es ein Schnaps ist.

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