Hacking-Angriff:Disney wird von Hackern erpresst

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Welchen Disney-Film die Hacker in Geiselhaft haben, ist nicht bekannt. Es könnte die Fortsetzung von "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten" sein. (Foto: Imago Stock&People)

Wenn das Filmstudio kein Lösegeld bezahlt, soll einer der großen Blockbuster dieses Jahres Stück für Stück ins Netz gestellt werden.

Von David Steinitz

Online-Piraterie ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Bis vor Kurzem gaben sich Hacker, die Filme und Serien illegal ins Netz stellten, gerne noch einen selbstlosen Robin-Hood-Touch: Sie klauten und veröffentlichten Blockbuster, um die armen, unterhaltungssüchtigen Massen mit kostenloser Ware zu versorgen und den bösen Hollywood-Kapitalisten einen ordentlichen Knick in der Jahresbilanz zu bescheren.

Und nun das: Ein paar findige Netzpiraten sind auf die Idee gekommen, dass sie ihre erbeuteten Datensätze ja auch selbst zu Geld machen könnten. Wie der Chef des Disney-Konzerns, Bob Iger, am Montag bei einer Mitarbeiterveranstaltung in New York berichtete, sei bei seinem Studio ein Erpresserschreiben eingegangen. Piraten behaupten darin, an einen bislang unveröffentlichten Disneyfilm gekommen zu sein, den sie ins Netz stellen würden, wenn die Firma ihnen nicht eine hohe Summe in der Online-Währung Bitcoin überweise.

Geht es um "Pirates of the Caribbean", "Cars 3" oder "Star Wars"?

Als würden sie ihrem Entführungsopfer nach und nach einen Finger abschneiden, um die Gegenseite zum Zahlen zu bringen, behaupten sie laut Hollywood Reporter, sie würden zunächst die ersten fünf Minuten veröffentlichen und dann nach und nach 20-Minuten-Blöcke, bis ihre Forderung erfüllt sei. Iger konterte prompt, man werde definitiv nicht zahlen, komme, was wolle. Im Internet wird derweil debattiert, um welche Filmbeute es sich wohl handeln könnte, da der Disney-Chef keinen konkreten Namen genannt hat. Die Toptitel dieses Jahr sind der Abenteuerfilm "Pirates of the Caribbean: Salazars Rache", der offiziell nächste Woche startet, der Animationsfilm "Cars 3", der für September angesetzt ist, sowie "Star Wars: Die letzten Jedi", der im Dezember folgen soll.

Bereits in der vorigen Woche war das Gerücht durch Hollywood gewandert, eine Arbeitskopie des neunten "Star Wars"-Teils sei abhandengekommen. Durch mehrere Medienberichte, unter anderem auf dem Branchenportal Deadline, konzentrieren sich die Gerüchte jetzt aber mehr auf den fünften Teil der "Fluch der Karibik"-Reihe. Was nur verständlich ist, weil Piraten, die einen Piratenfilm klauen, definitiv mehr Wortwitzkalauer ermöglichen als die anderen beiden Filme.

In jedem Fall zeichnet sich mit der Erpressung ein neuer Trend ab. Erst im März hatten Hacker, die sich TheDarkOverlord nennen, den Streaming-Dienst Netflix erpresst. Sie forderten Geld, weil sie an zehn neue Episoden der Serie "Orange is the New Black" gekommen waren. Netflix weigerte sich zu zahlen, die Folgen landeten im Netz. Wobei der Schaden für einen Streaming-Dienst mit festem Abonnentenstamm natürlich geringer ausfällt als für ein Unternehmen wie Disney, das seine Zuschauer jedes Mal aufs Neue motivieren muss, ins Kino zu gehen und Geld auf die Theke zu legen.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Der Streaminganbieter Netflix wurde offenbar erpresst, hat aber nicht gezahlt. Der Täter behauptet, auch Sendungen anderer Anstalten gehackt zu haben.

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