Bluttriefende Wurmgestalten, futuristische Raumschiffe oder dunkel-melancholische Landschaften: Der Schweizer Künstler und "Alien"-Erfinder H. R. Giger hatte eine Vorliebe fürs Skurrile. Eine Auswahl. Die Filmszene ist widerlich: Sekundenlang windet sich der Astronaut Gilbert Ward Kane auf einem Tisch, bevor aus seiner Brust plötzlich ein bluttriefender Wurm hervorbricht. Seit Ridley Scott "Alien" 1979 in die Kinos brachte, ist der "Chestburster" (Brustzertrümmerer) mit seinen Piranha-Zähnchen legendär (hier der Filmausschnitt). Zugleich wurde sein Schöpfer, der Schweizer H.R. Giger, weltberühmt.
Für seine "Alien"-Gestalten bekam Giger 1980 den Oscar in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" verliehen. Mit der Auszeichnung würdigte die Filmakademie den wesentlichen Beitrag, den die perfekt "biomechanisch" agierenden Weltraummonster zum Erfolg des Films leisteten.
Und sie wirken tatsächlich, bis hin zu ihren scharfen Zähnen, gruselig realistisch.
Schon als Kind interessierte sich Giger für das Düstere - diese Vorliebe zeichnet sich auch in den "Alien"-Kulissen ab. Kunstvoll verwob der surrealistische Künstler dabei Schläuche, Rohre und menschliche Körperteile zu einem großen Ganzen.
Die Skizzen zu den futuristischen Raumschiffen in "Alien" sollte Giger mehr als 30 Jahre später erneut verwenden - für Ridley Scotts "Prometheus". Indirekt hatte H.R. Giger großen Anteil an der Entwicklung des Science-Fiction-Kinos.
Am Eingang zu seinem Museum im Schweizer Örtchen Greyerz steht eines der typischen Wesen seiner Phantasiewelt - ein Neugeborenes der "Geburtsmaschine", einem seiner ersten bekannten Poster. Zum Glück ist das nicht annähernd so morbide wie viele seine Figuren.
Aber Giger konnte mehr als nur gruselige Kinomonster entwerfen. Als Maler vertrat er, der in Zürich Architektur und Industriedesign studiert hatte, den "Fantastischen Realismus". Das Düstere, Bizarre prägte auch seine Landschaften oder Skulpturen. Ein Kritiker nannte die Arbeiten Gigers einmal "Heavy-Metal-Kitsch".
Seit den 60er Jahren lebte der in Chur geborene Giger in Zürich - auch sein Haus war voll von seinen Werken. "Meine Bilder sind meine Kinder", sagte er einmal über die Arbeiten.
Kulissen, Masken, Gemälde und Möbel (wie in der Bar seines eigenen Museums) wären an sich genug für ein künstlerisches Portfolio. Darüber hinaus entwarf H.R. Giger auch Plattencover - im Bild das von "Mumien" der Politrockband "Floh de Cologne" von 1974.
Aber so vielfältig seine Arbeiten auch gewesen sein mögen. Mit "Alien" wird man H. R. Giger für immer verbinden. "Auch wenn ich mal nicht mehr da bin, meine Kunst lebt weiter", sagte er noch im vergangenen Jahr. Zu Recht.