Günter Grass attackiert Reich-Ranicki:So disst die alte Schule

Schriftsteller Günter Grass hält Marcel Reich-Ranickis Fernsehkritik für unangebracht und bezeichnet das "Literarische Quartett" als triviale "Ein-Mann-Show".

Günter Grass, der auf der Frankfurter Buchmesse seinen 81. Geburtstag feierte, ging mit Fernsehkritiker Marcel Reich-Ranicki scharf ins Gericht. "Er kritisiert das, was auf ihn selber zutrifft." Reich-Ranicki habe einst in seiner ZDF-Sendung "Literarisches Quartett" die Literaturkritik "trivialisiert". "Mit großem Geschrei" habe er dort eine "Ein-Mann-Show" inszeniert.

Günter Grass attackiert Reich-Ranicki: Auch Nobelpreisträger Günter Grass hat etwas zu sagen - und zwar nicht wirklich Positives über Fernsehkritiker Marcel Reich-Ranicki.

Auch Nobelpreisträger Günter Grass hat etwas zu sagen - und zwar nicht wirklich Positives über Fernsehkritiker Marcel Reich-Ranicki.

(Foto: Foto: dpa)

Grass bedauerte, dass Reich-Ranicki in den Medien als "rohes Ei" behandelt werde. Im Jahr 1995 hatte Reich-Ranicki Grass' Roman "Ein weites Feld" mit einer vernichtenden Kritik im Spiegel bedacht. Das Cover des Magazins zeigte Reich-Ranicki, der das Buch in zwei Hälften riss.

Schauspielerin Christiane Hörbiger widersprach ebenfalls Reich-Ranickis Kritik am deutschen Fernsehen und bezeichnete sich als "leidenschaftliche Fernseherin".

Auch Bankmanager bekamen von Grass ihr Fett weg. Bei der Bewältigung der Finanzkrise müssen sie seiner Ansicht "zur Kasse gebeten" werden. Die Rechnung dürfe nicht allein der Steuerzahler übernehmen. Bezahlt werde die Krise aber vor allem von den Menschen in der Dritten Welt.

Am Mittwochabend hatte Literaturkritiker Reich-Ranicki seine harsche Kritik am Fernsehen bekräftigt. "Ich habe nichts zu bereuen, ich nehme nichts zurück", sagte er in einem Gespräch mit Moderator Thomas Gottschalk, das das ZDF an diesem Freitag (22.30 Uhr) ausstrahlt.

Die gemeinsame Sendung hatte Gottschalk dem 88-Jährigen versprochen, nachdem dieser am Samstagabend in einer zornigen Rede das Fernsehen attackiert und die Entgegennahme des Deutschen Fernsehpreises abgelehnt hatte.

Streitpunkte im Gespräch sind die Arroganz der Intellektuellen und der Hochmut des Feuilletons gegenüber dem Fernsehen. Reich-Ranicki betont, er kenne die Theorie: "Alle, die das Fernsehen kritisieren, bekommen Zuspruch, aber keine Zuschauer." Doch es müsse einen Kompromiss geben. Über einen Punkt gibt es keinen Meinungsstreit zwischen Gottschalk und Reich-Ranicki: Es bleibt beim "Du" zwischen den beiden.

Lesen Sie die Kritik der TV-Gesprächsrunde mit Reich-Ranicki und Gottschalk am Samstagmorgen (18.10.) bei sueddeutsche.de.

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