Großformat:Zu zart

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(Foto: N/A)

Astrid Lindgrens Ronja Räubertochter sollte ganz anders aussehen. Wir zeigen den ersten Entwurf von Ilon Wikland.

Von Roswitha Budeus-Budde

Auf dieser Seite zeigen wir jede Woche neue, unbekannte oder verschollene Werke von Künstlern, Autoren, Architekten, Komponisten, Regisseuren und Designern. Sie sprechen für sich selbst, wir erzählen die Geschichte ihrer Entstehung.

"Dieser Tage habe ich ein Buch beendet, an dem ich seit einem Jahr und zehn Monaten gearbeitet habe (abgesehen von ein bisschen Antikernkraftkampagne und manchen anderen Hindernissen)", schrieb Astrid Lindgren am 19. März 1981 an die junge Sara Schwardt. Ihr letzter großer Kinderroman "Ronja Räubertochter" war endlich fertig. Die Bilder für diese literarische Hommage an die Natur, in der ihre kindlichen Helden glücklich und sehr selbständig leben, fand sie in der Wildnis und Abgeschiedenheit Lapplands. Und auch die örtlichen Bezeichnungen inspirierten sie, die Namen der Räuber zitieren Gebirge, und den Namen ihrer Hauptfigur entdeckte sie in der Bezeichnung einer Berghütte. "Anironiarekatan hieß sie, glaube ich", erzählte Lindgren einmal in einem Zeitungsinterview, "ich fand, das klang gut".

Illustrieren sollte die Geschichte wieder Ilon Wikland, mit der sie seit fast 30 Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeitete. 1953 erschien diese junge Frau, die als 14-Jährige 1944 von Estland nach Schweden geflohen war und eine Ausbildung als Illustratorin und Buchkünstlerin absolviert hatte, plötzlich mit ihrer kleinen Tochter im Verlag Rabén & Sjögren, wo Astrid Lindgren als Kinderbuchlektorin arbeitete und gerade ihr eigenes Manuskript "Mio, mein Mio" beendet hatte. Ilon Wikland lieferte ihr Skizzen dazu, die Astrids Lindgren so gut gefielen, dass die Illustratorin bei ihrer Zusammenarbeit mit der Autorin danach absolute künstlerische Gestaltungsfreiheit bekam.

Nur bei zwei Buchprojekten forderte Astrid Lindgren eine Änderung der Titelfigur, neben "Karlsson auf dem Dach" war das bei "Ronja Räubertochter". Ilon Wiklands erste Skizze dazu zeigen wir auf dieser Seite. Diese ursprüngliche Ronja erinnerte Astrid Lindgren zu sehr an ein Kind skandinavischer Lappen - und war ihr wohl auch zu zart, zu mädchenhaft. Und so entwarf Ilon Wikland neue Bilder, bis schließlich die androgyne Mädchengestalt mit dem dunklen Wuschelkopf gefunden war, die heute alle kennen. Klein, kräftig und zerstrubbelt wurde sie sogar jüngst für eine japanische Adaption von Ronja zur Vorlage, die, gezeichnet vom Großmeister Goro Miyazaki, gerade als TV-Animation in Schweden anläuft.

"Mit deinen Bildern hast du mitgeholfen, dass meine Bücher ihre Leser erreichen", schrieb Astrid Lindgren im Vorwort zu einer Ausstellung von Ilon Wikland. "Viele Kinder werden sich ihr Leben lang an die Bilder erinnern, die du geschaffen hast. Sie werden ein unvergesslicher Teil ihrer Kindheit sein."

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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