Großformat:Land der Unsicherheit

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Mit knappen Formulierungen wurde die amerikanische Künstlerin Barbara Kruger weltberühmt. Ihr Plakat, das sie für uns entworfen hat, zeigt die Stimmung der Stunde in ihrer Heimat.

Von Catrin Lorch

Es sind fünf Sätze, die Barbara Kruger braucht, um den aktuellen Zustand der Welt zu beschreiben: Richtig ist falsch. Wahrheit ist Fiktion. Ignoranz ist Glück. Alles geht. Und - wie ein dicker roter Bruchstrich: Oben ist unten. Das Plakat, auf dem Barbara Kruger diese fünf Sätze zu einem Gedicht montiert, hat sie für das Großformat entworfen. Die amerikanische Konzeptkünstlerin, die im Jahr 1945 in Newark geboren wurde, kehrt damit zu ihren Anfängen zurück. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst als Bildredakteurin für Magazine. Doch schließen ihre berühmten Text-Bild-Kombinationen gleichermaßen an Collagen der Zwanzigerjahre und die Schriftbilder der Dadaisten an. Zudem nutzte sie früh neue Medien wie Film, Video und Fotografie. Schon 1982 war sie auf der Documenta 7 in Kassel und auf der Biennale von Venedig vertreten.

Mit groß buchstabierten, knappen Formulierungen wurde sie in den Siebzigerjahren berühmt. Ihre Plakate, später die wandhohen Installationen entfalteten ihre Wirkung in einem Umfeld, das gleichermaßen vom politischen Aufbruch wie von der aufkommenden Konzeptkunst geprägt war. Slogan und Motiv fielen in eins und Titel wie "Untitled (I shop therefore I am)" von Barbara Kruger, die zur ersten Generation feministischer Künstlerinnen gehört, die weltweit Beachtung fanden, wurden zu zeitgenössischen Sprichwörtern. Mit "Untitled (Your Body is a Battleground)" rief sie zu einer Demonstration für das Recht auf Abtreibung auf. Wie so viele amerikanische Künstlerinnen beschäftigt sich die 72-Jährige seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten wieder intensiv mit der Politik der USA. Doch während ihre knappen Formeln früher punktgenau ausdrücken konnten, auf was sie zielen, hat die präzise, politisch so aufmerksame Barbara Kruger mit diesem Beitrag vor allem die Unsicherheit ausgedrückt, von der die Gegenwart verschattet ist.

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