Einfach das nehmen, was da ist, und loslegen. Mit der alten Olivetti, die mal rot war, Sätze zimmern wie klebrige Ohrwürmer, die dann aber zerschneiden und so auf das schnell geschossene Foto der glamourösen Schauspieler und auf die hingerotzte Zeichnung kleben, dass sie möglichst schwer zu lesen sind, Tipp-Ex drüber und runter zum Copyshop und vor allem: bloß nicht nachdenken. Auf gar keinen Fall. Klaus Lemke, Drehbuchautor, Regisseur und Schöne-Mädchen-Verehrer, gestaltet seine Plakate so, wie er auch seine Filme entwickelt. Getrieben von der "Gier nach fieser Authentizität", wie er das nennt, und im vollen Vertrauen darauf, dass die Schönheit der Gegenwart sich ganz von allein darin manifestiert: "Dieses Plakat macht sich selbständig in dem Moment, in dem ich es zusammensuche. So ist das auch bei meinen Filmen. Ich dreh' die schon ein bisschen nach meinem Kopf, aber dann dreht der Film sich selbst." Dutzende Filme hat der heute 76-jährige Lemke so produziert, in München, Berlin, Hamburg, ohne Förderung, Make-up und Riesenteam. Nur mit Kameramann und Laienschauspielern von der Straße - allesamt nicht älter als 30 - und vor allem: ohne Drehbuch. "Alles ist vollkommen improvisiert. Ich lass die Leute ja auch keine Texte aufsagen, ich versuche, es aus denen herauszuholen." Und genau das ist der Grund, warum sich in seinen Low-Budget-Filmen, deren Inhalte sich auf knapper SMS-Länge schlüssig erzählen lassen, immer mal wieder die Sprache einer Generation manifestiert, und mehr noch: ihre Art zu denken, zu fühlen, zu leben. Um was es in dem Film "Kannibalen" geht, den Lemke gerade in Schwabing dreht und der vermutlich im Frühjahr herauskommt? "Auf beunruhigende Weise glaubwürdig verarbeiten Frauen die Männer zu Mimöschen: um sie dann wieder artgerecht auszuwildern." Von Tiefgang hat keiner was gesagt.
Großformat:Fiese Authentizität
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Keiner macht Filme wie Klaus Lemke. Beim Freiheitskämpfer des deutschen Kinos ist alles improvisiert. Auch seine Filmplakate entstehen aus Collagen an seiner Wand.
Von Laura Weißmüller