ay und Liz werden jetzt Filmstars, sozusagen. Der britische Künstler Richard Billingham ist in Black Country, Birmingham, aufgewachsen, einer ärmlichen Gegend - in den frühen Achtzigerjahren hatte dort kaum jemand Arbeit. Er hat seine Eltern schon oft ins Zentrum seiner Arbeiten gestellt, hat sie fotografiert in den Sozialwohnungen in Birmingham, in denen er mit ihnen als Kind gelebt hat, den zahnlosen Mund seines Vaters, die Tätowierungen seiner Mutter. Das wirkt nur auf den ersten Blick hart - bei näherer Betrachtung geht es da vor allem darum, das vernachlässigte Menschen selbst nicht lernen werden, wie man für jemanden sorgt.
Eine durch und durch dysfunktionale Familie sieht man in seinem ersten Spielfilm "Ray & Liz", der nächste Woche bei uns in die Kinos kommt: Ein Elternpaar, das seine Kinder ihrem Schicksal überlässt, einen Onkel, dem grausame Streiche gespielt werden. Richard selbst ist schon älter und zieht sich mit seinem Kassettenrekorder immer mehr zurück; das jüngste Kind, Jason, ist mit fünf, sechs Jahren viel zu klein, um allein klarzukommen, während Ray sich betrinkt und Liz sich ihrer Schwärmerei für den kleinkriminellen Untermieter hingibt.
Richard Billingham hat vor dreißig Jahren begonnen, seine Eltern zu fotografieren - eine ganz eigene Art der Vergangenheitsbewältigung. 2001 landete er mit seinen Bildern auf der Shortlist für den Turner-Preis. Für den Film "Ray & Liz" hat Billingham nicht nur die Figuren, sondern ihre ganze Welt wiederauferstehen lassen. Die abblätternden Tapeten, die sorgsam angelegte Dreckschicht auf jedem Gegenstand. Mit viel Sinn für jedes Detail hat er die Wohnung nachgebaut. Dass das düstere Wohnzimmer, obwohl der Film doch Anfang der Achtzigerjahre spielt, nach Sixties aussieht, ist schon richtig so: Es war nie Geld da, irgendetwas zu erneuern. Die Bilder auf dieser Seite hat Billingham bei der Gestaltung des Filmsets gemacht. All diese Retro-Kaufhaus-Designobjekte heute noch einmal aufzutreiben ist für sich genommen schon eine Aufgabe.
Es ist ganz wichtig für diese Räume, dass man die Dekorationswut spüren kann, die sie geprägt hat: So scheußlich und unwohnlich das Resultat ist, so erzählt doch jede Plastikblume, jedes geschmacklose Gemälde, jedes schmuddelige Stoffdeckchen von den Menschen, die diesen Ort so eingerichtet haben; die sich nach einer Idylle sehnen, die zu schaffen ihnen die Kraft fehlt.