Großformat:Die Gestalter Werner Aisslinger & Tina Bunyaprasit machen aus Wasser Gold

Ihr Wasserspender erinnert daran, wie kostbar Wasser heute ist.

Von Gerhard Matzig

Es ist paradox: Aus dem All betrachtet scheint die Erde eine gigantische Badewanne in Wasserballform zu sein. "Doch obwohl ein Großteil der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt ist", so rechnet das der Designer Werner Aisslinger vor, "eignen sich davon nur geringste Mengen als Trinkwasser." Kein Wunder, dass Milliarden Menschen mitten im Wasser unter Wasserknappheit leiden. Das kann man sich in Deutschland, diesem Trinkwasser-Dorado, wo derzeit das Nass auch noch tonnenweise als Schnee vom Himmel fällt, kaum vorstellen: Doch die Erde insgesamt blickt in eine düstertrockene und dystopische Zukunft der Dürren. Der Versandung. Und vermutlich auch der Kriege um jenes Wasser, das - Aisslinger wie auch etlichen Studien zufolge - schon bald "eine der begehrtesten Substanzen unseres Planeten sein wird".

Nur dass man diesem Gut noch nicht überall die ihm gemäße gesellschaftliche Achtung entgegenbringt. Genau darum geht es Werner Aisslinger und Tina Bunyaprasit mit ihrem Projekt "collection co - connect to our planet". Die Gestalter stellen am Montag, wenn in Köln die internationale Einrichtungsmesse imm cologne als eine der weltweit größten Fachmessen des Wohnens eröffnet wird, einen Wasserspender vor, der nicht nur Wasser, sondern auch Sensibilität spenden soll. Aus diesem Grund hat Aisslinger, der zu Deutschlands bekanntesten und einflussreichsten Designern zählt, gemeinsam mit der im Bayerischen Wald ansässigen Glasmanufaktur von Poschinger einen Wasserspender entwickelt, der in seiner formschönen, schweren und haptisch erfahrbaren Materialität zum Schrein wird, "durch dessen farbiges Glas der Inhalt wie flüssiges Gold schimmert". Aisslinger: "Der Akt des Trinkens gewinnt neue Bedeutung, Wasser zeigt sich in einer Alltagshandlung als die Bedingung unseres Lebens." Zu sehen ist hier - von der Skizze bis zum fertigen Produkt, vom Holz für die Form bis zum geblasenen Glas - das "Making-of". Anders als im Alltag, der von 3-D-Software dominiert wird, ist Bunyaprasit und Aisslinger die "Rückkopplung mit der realen Produktion der Objekte in der Manufaktur" wichtig. Entstehen soll ein einzigartiger, gleichwohl seriell herstellbarer, also massenkompatibler Gegenstand, der zugleich alltäglich und besonders ist. So wie das Wasser. Man trinkt es. Einfach so. Aber es ist auch zu ehren als kostbares Geschenk. Franck Ribéry müsste sich dieses Wasser nicht einmal vergolden lassen, um seinen Wert zu begreifen.

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