Großformat:Alpenhorror

Gruselkabinett aus dem bayerisch-österreichischen Grenzland: Für die Thriller-Serie "Der Pass" hat Veit Kowald die Krampusmasken eines Serienkillers entworfen.

Von Tobias Kniebe

Welche Verkleidung könnte ein Serienkiller wählen, der im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich Terror verbreiten will? Das Kostüm eines Krampus natürlich - die vorweihnachtliche Schreckgestalt aus dem alpenländischen Brauchtum trägt eine wahrhaft furchterregende Holzmaske mit Tierhörnern.

Genauso passiert es dann auch in der neuen Sky-Fernsehserie "Der Pass", in der Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek als Ermittler einen mörderischen Psychopathen jagen (Regie und Buch: Cyrill Boss und Philipp Stennert, ab 25. Januar). Um die Maske des Täters zu gestalten, wandten sich die Macher der Serie an den Münchner Künstler Veit Kowald, Jahrgang 1978. Er ist Bildhauer, Maler, Graffitisprayer, Filmemacher und sogar Verleger - sein ganzes Werk aber durchzieht eine Vorliebe für Fabelwesen, Mutanten und dunkle Kreaturen. "Krampusse und Perchtenläufe faszinierten mich schon als Kind - Angst hatte ich davor eigentlich nicht", sagt er. So konnte er aus dem Stand auf eine eigene Krampus-Recherche und eine große Bildersammlung zurückgreifen. Im Austausch mit den Regisseuren und ihrer Szenenbildnerin Heike Lange entwarf er mehr als sechzig Skizzen in schneller Folge, um sich der gewünschten Form der Horrormaske anzunähern - ein Trip in Albträume und Urängste mit ganz eigenen Instruktionen ("Das sieht noch zu nasig aus. Bitte eher Löcher").

Gleichzeitig wurde die Maske von der Kostümabteilung gebaut, Kowalds finale Zeichnung aber hat in der Serie noch einen anderen Zweck: Sie dient als Phantombild, das in den Polizeidienststellen hängt, um den Mörder bei seinem nächsten Krampus-Ausflug dingfest zu machen. Leider erweist sich der Täter, der von Allmachtsfantasien getrieben wird, als teuflisch intelligent...

Veit Kowald, dessen Werk man in München in der Galerie Jahn und Jahn sehen kann, liebt Ausflüge ins "Angewandte", sprich zum Film. Seine Bandbreite ist groß: Für den Klimawandel-Schocker "Hell" modellierte er schon einmal einen Rinder-Friedhof mit schrecklich verdorrten Tierkadavern, genauso gern aber verzierte er die goldene Kutsche des Bayern-Königs in Peter Sehrs Historiendrama "Ludwig II".

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