Graphic Novel "Die Saga von Grimr":Palast aus Stein und Willenskraft

Graphic Novel "Die Saga von Grimr": Vulkan in der Seele: Grimrs Temperament gleicht den unberechenbaren Naturgewalten Islands.

Vulkan in der Seele: Grimrs Temperament gleicht den unberechenbaren Naturgewalten Islands.

(Foto: Avant)

Jérémie Moreau erzählt "Die Saga von Grimr", eine Heldengeschichte aus Island: Eine Reflexion über das Erzählen und die Schönheit der Insel.

Von Fritz Göttler

Literaturkritik in Island, im 18. Jahrhundert, in einer dunklen Schenke, mit vollem persönlichen Einsatz. Der Streit ist mit einem gehörigen Quantum Alkohol befeuert, die rhetorischen Mittel sind fies und überheblich, im Hintergrund leuchten die Kaminfeuer. Es geht um literarische Qualität, um die historische Tradition. Die schönste isländische Saga? "Da gibt es nur eine", dröhnt Ketill, "die Saga von Erik dem Roten übertrifft alle anderen!" Das findet der andere, Vigmar, aber nun gar nicht. "Weißt du, was erbärmlich an dir ist, Ketill? Deine Argumentation hat die geistige Höhe eines Krötensprungs, während ich oben auf dem Vulkan auf dich warte. Die Saga von Erik dem Roten hat die Finesse eines Rinderarschs." Vigmar aber weiß, was richtige Literatur ist: "Gunnar und Njál sind die zwei schönsten Figuren der isländischen Literatur." Und er weiß, dass sein Kontrahent ihm nicht gewachsen ist: "Ach, die Rhetorik ist so eine Kunst, wenn man nur hundert Wörter kennt." Wenn dann rhetorisch nichts mehr geht, greift man zum Messer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: