Grammy-Nominierungen:Behäbig

Die Nominierten der Grammy Awards stehen fest. Es gibt Überraschungen. Alte Systemfehler sorgen dafür, dass Megastars gar nicht erst nominiert werden können.

Von Jan Kedves

Auch wenn die 58. Grammy-Awards erst in mehr als zwei Monaten, am 15. Februar 2016, vergeben werden: Verlierer gibt es schon jetzt. Sie heißen Justin Bieber und Drake. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Jury der National Academy of Recordings Arts and Science weder den amerikanischen Teenieschwarm noch den kanadischen Rapper in der Kategorie "Song of the Year" mit einer Nominierung bedacht. Das wundert ein wenig, denn Bieber hatte mit "What Do You Mean?" in diesem Jahr seinen ersten Nummer-1-Hit in den USA, und Drakes "Hotling Bling" ist ein solcher Ohrwurm, dass er auch Monate nach seiner Veröffentlichung im Juli noch ständig weitere Remixe, Coverversionen und Internet-Memes nach sich zieht.

Dafür liefern sich nun Kendrick Lamar und Taylor Swift ein Kopf-an-Kopf-Rennen - nicht nur in der Kategorie "Song des Jahres" (mit den Singles "Alright" und "Blank Space"), sondern auch in der Kategorie "Album des Jahres", mit "1989" (Swift) und "To Pimp a Butterfly" (Lamar). Die sich gegen Apple auflehnende Pop-Queen und der ein neues schwarzes Selbstbewusstsein in den Rap bringende Protegé von Dr. Dre - die Entscheidung wird nicht leicht fallen, sie wird als politisches Signal verstanden werden. Wem das alles wie ein Déjà-vu vorkommt, der mag daran erinnert sein, dass dies in der Natur der Sache liegt: Der Auswahlzeitraum für die 58. Grammys liegt zwischen dem 1. Oktober 2014 und dem 30. September 2015, die Nominierungen müssen in dieser Zeit veröffentlicht worden sein. Was auch bedeutet: Adele kann für ihre jüngsten Mega-Erfolge, die Single "Hello" und das Album "25", erst in 14 Monaten geehrt werden - bei den Grammys 2017. Pop beschleunigt sich nicht nur immer stärker, sondern kann sich manchmal auch noch ganz schön behäbig anfühlen. Irgendwie beruhigend.

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