Google ehrt Robert Doisneau mit Doodle:Ménage-à-trois mit Paris

Verliebte Pärchen, der Eifelturm, die Cafés: Der französische Fotograf Robert Doisneau hat mit seinen berühmten Aufnahmen von Paris Sinnbilder geschaffen, die für einen ganzen Lebensstil stehen. Google widmet ihm zum 100. Geburtstag ein eigenes Google-Doodle.

Eine Frau, ein Mann und Paris: Die berühmteste Ménage-à-trois hat der französische Fotograf Robert Doisneau abgelichtet. Es ist eine Fotografie aus den fünfziger Jahren, einer Zeit, in der ein sich küssendes Paar in Paris noch nicht das abgegriffene Motiv kitschigen Liebesglücks war. Heute vor 100 Jahren wurde Doisneau in der nordfranzösischen Kleinstadt Genilly geboren - und Google widmet ihm ein Doodle, in dem der berühmte "Kuss vor dem Rathaus" nicht fehlen darf.

Francoise Bornet, former French actress who claims she and her boyfriend are subjects of famous 'The Kiss at City Hall' photography by Robert Doisneau, holds reproduction of photo in Paris

"Der Kuss vor dem Rathaus" gehört zu den berühmtesten Fotografien Robert Doisneaus - es wurde millionenfach als Plakat reproduziert. Die französische Schauspielerin Francoise Bornet, hier im Jahr 2005, behauptet, das Mädchen auf der Fotografie zu sein.

(Foto: Reuters)

Doisneau streifte in der Mitte des letzten Jahrhunderts mit seiner Kamera auf der Suche nach alltäglichen Momenten durch die französische Hauptstadt. Über 350.000 Mal soll Doisneau Paris abgelichtet haben. Auf diesen Spaziergängen entstanden Fotografien, die zu Sinnbildern des "savoir vivre", des französischen Lebensstils geworden sind: Die nostalgischen Schwarzweißaufnahmen zeigen alte Männer beim Boule, Flaneure im Park, spielende Kinder vor dem Eifelturm, Straßenmaler auf den Boulevards von Paris. Sie dokumentieren glückliche Momente einer vermeintlich unbeschwerten Nachkriegszeit. Im Paris der Fünfziger, so scheint es, strahlt ständig die Sonne - und auch bei Regen lachen die Liebespaare und scheint ein Hundespaziergang das Schönste auf Erden.

Dabei hält Doisneau auch Distanz zu seinen Motiven. Die Bilder zeigen nicht nur ungetrübtes Glück, sie offenbaren auch Doisneaus Freude an Ironie und Humor - etwa, wenn der Straßenmaler sein bekleidetes Model nackt auf die Leinwand bringt. Die Fotografien entstanden oft spontan. Ausgerechnet der "Kuss vor dem Rathaus" war allerdings gestellt, was Doisneau erst Jahrzehnte später eingestand.

Bevor der Fotograf diese romantisch-anekdotischen Bilder schoss, machte er Ende der zwanziger Jahre eine Ausbildung zum Lithografen und arbeitete ab 1934 als Industrie- und Werbefotograf für den französischen Autohersteller Renault. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkaufte Doisneau seine Bilder als freier Fotograf an unterschiedliche Agenturen. In den fünfziger Jahren arbeite er als Fotojournalist für die französische Vogue und diverse französische Nachrichtenmagazine und Illustrierte. Seine Fotografien sind in zahlreichen Bildbänden festgehalten und über dreißig Ausstellungen geehrt worden. Am 1. April 1994 starb Doisneau in Paris.

Heute, sechzig Jahre nach ihrer Aufnahme, flattern seine Paris-Fotos an den Brücken und Boulevards der Stadt im Wind: Die Verkäufer massenhafter Souvenirartikel hängen sie mit Wascheklammern an eine Leine und warten auf Touristen. Manche von ihnen nämlich besuchen die Stadt nur, um das Paris Doisneaus zu finden: das lebendige, fröhliche und romantische.

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