Süddeutsche Zeitung

Google-Doodle-Wissen:Leo Tolstoi und das lebende Huhn auf dem Teller

Lesezeit: 2 min

"Krieg und Frieden" sowie "Anna Karenina" machten Leo Tolstoi berühmt. Mit den Russen legte sich der Schriftsteller aber gerne an - ebenso wie mit seiner Fleisch essenden Familie.

Von Tobias Dorfer

Immer wieder zeigt Google auf der Startseite bunte Bilder oder Animationen - und erinnert damit an besondere Menschen oder Ereignisse. Wir sagen Ihnen, was Sie zum Google-Doodle unbedingt wissen müssen. Heute: 186. Geburtstag des 1910 gestorbenen Schriftstellers Leo Tolstoi.

Das ist zu sehen:

"Krieg und Frieden" sowie "Anna Karenina" sind Klassiker der Weltliteratur. Geschrieben hat sie Leo Tolstoi, einer der wohl bekanntesten russischen Schriftsteller. Tolstoi war aber nicht nur ein gefeierter Autor. Vor allem in seinen späteren Jahren erlebte er eine Zeit des inneren Umbruchs - und änderte sein Leben. Tolstoi wurde Vegetarier, er verzichtete auf Rauchen und Alkohol und widmete sich religiösen Themen. Den radikalen Sozialismus lehnte er ab, er unterstützte Kriegsdienstverweigerer und politisch Verfolgte. In Russland kamen derartige Ansichten nicht gut an. Von Behörden wurde er schikaniert, einzelne Werke wurden gar verboten. Eindruck machte Tolstoi jedoch beim Widerstandskämpfer Mahatma Gandhi, der sich in einer Broschüre auf Aussagen des Schriftstellers bezog.

Dinge, die Sie wissen müssen:

  • Leo Tolstoi hatte ein großes Talent für Sprachen. Er beherrschte bereits mehr als ein Dutzend Sprachen, als er mit 70 Jahren noch versuchte, Japanisch zu lernen. Ohne Erfolg. So gab er das Studium mit folgender Begründung wieder auf: "Entweder bin ich zu dumm, oder Japanisch ist zu schwer!"
  • Schach war eine weitere Leidenschaft von Leo Tolstoi. Überliefert sind seine Partien mit dem befreundeten Komponisten Sergej Tanejew. Die beiden hatten eine Abmachung: Verlor Tolstoi, musste er etwas aus seinen Werken lesen. Tanejew musste nach einer Niederlage etwas auf dem Klavier vorspielen.
  • Im Verzicht auf Fleisch sah Leo Tolstoi ein moralisches Ideal. Das bekam auch die Familie zu spüren, wie die Tochter des Schriftstellers, Alexandra Tolstoi, in einem Buch enthüllte: "Meine Tante liebte das Essen, und wenn man ihr nur Vegetarisches anbot, entlud sich ihre Entrüstung mit der Äußerung, daß sie nicht jeden alten Dreck essen würde. Daraufhin verlangte sie nach Fleisch, vorzugsweise Geflügel. Als sie uns das nächste Mal zum Abendessen beehrte, war sie erstaunt, ein lebendes Huhn festgebunden auf ihrem Platz vorzufinden. Auf ihrem Teller lag ein großes Messer. 'Was soll das?', fragte sie. 'Du wolltest Huhn', sagte Tolstoi, der kaum in der Lage war, seine Erheiterung zu verbergen. 'Keiner von uns will es töten. Also haben wir alles vorbereitet, damit du es selbst tun kannst.'"

Interessant für:

Literaturkreis-Mitglieder, McDonald's-Gegner und alle, die sich ein anderes Russland wünschen

Mit diesem Satz können Sie beim Mittagessen punkten:

"Wenn ihr behauptet, alle müssten arbeiten, dann sollen es mir alle diese Reichen, die nichts tun, erst einmal vormachen." (Tagebücher, 1910)

Sehen Sie alle Folgen unseres Doodle-Wissens hier.

Linktipp: Oliver Bilger über den Streit um den Nachlass Tolstois.

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