Google Doodle: Mark Twain:Von der Gier nach Macht und Geld

Zum Geburtstag von Mark Twain: Der US-Autor wurde mit den Abenteuern von Tom Sawyer und Huckleberry Finn weltbekannt, weil die Kinder in seinen Büchern frech, wild und ganz und gar nicht artig waren. Im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" landete er damals auf dem Index. Doch bis heute zeugt sein Werk von scharfzüngiger Kritik den herrschenden Verhältnissen gegenüber.

Er würde gut in die heutige Zeit passen, dieser Mark Twain, der an diesem Mittwoch seinen 176. Geburtstag feiert und dafür von Google mit einem Doodle geehrt wird. Denn was den US-Schriftsteller auszeichnete, waren nicht nur die vordergründig lustigen Lausbubengeschichten um Huckleberry Finn und Tom Sawyer, die ihn berühmt gemacht haben, sondern auch seine scharfzüngige Kritik an der Gesellschaft.

Mark Twain Google Doodle

Mark Twain (1835-1910) setzte sich sozialkritisch mit der US-Gesellschaft auseinder, die sich nach dem Bürgerkrieg durch Einwanderung und Industrialisierung stark veränderte.

(Foto: dpa)

In seinen von humoristischen Elementen und Lokalkolorit geprägten Erzählungen prangerte Twain alltäglichen Rassismus, setzte sich durch seine Protagonisten mit der schamlosen Verlogenheit und Heuchelei der herrschenden Verhältnisse auseinander und kritisierte vor allem die Sklaverei. In seinen Arbeiten als Journalist schrieb er gegen religiöse Heuchelei, Polizeiübergriffe und korrumpierte Senatoren. Er kritisierte die Gier nach Macht und Geld, die er als Amerikas Krankheit bezeichnete. Dabei nahm er vor allem die Christian Science und ihre Gründerin Mary Baker Eddy polemisch aufs Korn.

Mark Twains bürgerlicher Name war Samuel Langhorne Clemens

Mark Twain, am 30. November 1835 in Florida, Missouri, geboren - mit bürgerlichem Namen Samuel Langhorne Clemens -, war einer der bedeutendsten Vertreter des amerikanischen Realismus. Einer literarischen Strömung, die sozialkritische Töne in den Vordergrund stellte in einer Gesellschaft, die sich mit dem Sezessionskrieg, der bis 1865 andauerte, dramatisch veränderte.

Die USA waren damals ein Land im Umbruch: Masseneinwanderung, Industrialisierung und Urbanisierung veränderten die Gesellschaft grundlegend. Die Romane Horatio Algers beschworen zwar ein "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", angesichts der sozialen Realität wandten sich zahlreiche Schriftsteller der Zeit jedoch vielmehr den Schattenseiten des kapitalistischen Wirtschaftssystems zu.

Die schreckliche deutsche Sprache

Ganz in diesem Sinne entstanden auch seine beiden berühmtesten Werke "Die Abenteuer des Tom Sawyer" und "Die Abenteuer des Huckleberry Finn". 1876 und 1885 veröffentlicht, schrieb Twain in der damals gängigen Alltagssprache und setzte schon damit ein deutliches Zeichen gegen das Konzept der Musterknaben und braven Mädchen, die damalige Kinderbücher prägten. In seinen Büchern spielen nicht nicht artige Kinder die Hauptrolle, sondern Waisen und Straßenkinder aus dem Hafenort St. Peterburg, die sich auch mal prügeln, fluchen und von zuhause abhauen. Twain verwendete Kraftausdrücke und landete damit rasch auf dem Index. Diesen frechen, unangepassten Zug haben auch die Google-Macher ihrem Doodle für Mark Twain verpasst: Kinder übermalen mit weißer Farbe den Google-Schriftzug.

Twains Leben war allerdings auch von Widersprüchen geprägt: Der Mann, der den American Way of Life nach außen hin so bissig kritisierte, strebte selbst Zeit seines Lebens nach dem ganz großen geschäftlichen Erfolg - und nach Anerkennung in höchsten Gesellschaftskreisen. Obwohl er die meiste Zeit seines Lebens an der Ostküste der Vereinigten Staaten und in Europa verbrachte, wurde er damit doch zum Chronisten des amerikanischen Westens.

Twainpflegte auch Verbindungen nach Deutschland, wohnte während Europaaufenthalten einige Monate in Berlin und in Heidelberg. Von Berlin war er so begeistert, dass er später seine beiden Töchter zum Studium dorthin schickte. Seine Erfahrungen mit der deutschen Sprache schlugen sich in seinem Aufsatz "Die schreckliche deutsche Sprache" nieder.

Vor seiner Karriere als Schriftsteller hatte Twain als Reise- und Klatsch-Reporter gearbeitet, war als Steuermann auf dem Missisippi (daher sein Pseudonym Mark Twain, das aus der Seemanssprache stammt) und war Goldminen-Bergarbeiter.

Mark Twain wurde geboren, nachdem der Halleysche Komet sichtbar geworden war (seit 16. November 1835), und starb - fast auf den Tag genau, wie von ihm erhofft - einen Tag nach dessen Wiederkunft.

Seine Geschichte "Tom Sawyer" läuft in einer Neuverfilmung unter Regie von Hermine Huntgeburth mit Heike Makatsch und Benno Fürmann seit 17. November in den deutschen Kinos. Eine Neuverfilmung von "Huckleberry Finn" ist ebenfalls im Gespräch.

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