Süddeutsche Zeitung

Golden Globes 2021:Durchbruch der Regisseurinnen

Die Nominierungen für die Golden Globes 2021 stehen fest: Frauen dominieren bei Filmregie, und Netflix zieht allen davon.

Von Tobias Kniebe

Wenn die Frauen auf einmal in der Überzahl sind, in einer Kategorie, die immer als Männerdomäne galt - dann ändert sich in Hollywood vielleicht wirklich etwas. Bei den Nominierungen für die 78. Golden Globes, die am Mittwoch trotz Pandemie die heiße Phase der Filmpreis-Saison eingeläutet haben, kam diese Überraschung in der Kategorie Spielfilmregie.

Da wurde die britische Regiedebütantin Emerald Fennell für "Promising Young Woman" nominiert, die schwarze Schauspielerin und Regisseurin Regina King für "One Night in Miami" und die in den USA arbeitende Chinesin Chloé Zhao für ihre Aussteigergeschichte "Nomadland". Alles gefeierte und heiß diskutierte Filme, da mussten sich die Veteranen David Fincher ("Mank") und Aaron Sorkin ("The Trial of the Chicago 7") schon ins Zeug legen, um auch noch dabei zu sein.

Die Schauspielerin Anya Taylor-Joy ist für "Emma" und für "Das Damengambit" nominiert

"Mank", "Nomadland", "Promising Young Woman" und "The Trial of the Chicago 7" gehen ebenso für das Beste Filmdrama ins Rennen, wobei "Mank" mit insgesamt sechs Nominierungen das Feld anführt. Das darf auch als Vorzeichen für die Oscars gelesen werden, während den Nominierten in der Kategorie Komödie oder Musical ("Borat Subsequent Moviefilm", "Hamilton", "Palm Springs", "Music", "The Prom") dort eher weniger Chancen eingeräumt werden.

Bei den Fernsehserien gab es sechs Nominierungen für "The Crown", damit liegt die Serie in Führung. Aber auch "Das Damengambit", "Emily in Paris", "Ozark" und "Schitt's Creek" wurden mehrfach hervorgehoben. Die Schauspielerin Anya Taylor-Joy schlägt in diesem Jahr eine besondere Brücke zwischen Film und Fernsehen, sie ist sowohl für ihren Kinofilm "Emma" als auch für die Hauptrolle in "Das Damengambit" im Rennen. Auch Sacha Baron Cohen ist zweimal nominiert: einmal in seiner "Borat"-Rolle als Bester Hauptdarsteller, einmal als bester Nebendarsteller in "The Trial of the Chicago 7".

In Deutschland freut man sich besonders über die Nominierung für die zwölfjährige Helena Zengel in der Kategorie Nebendarstellerin für das beste Filmdrama. In dem Western "Neues aus der Welt" spielt die junge Berlinerin an der Seite von Tom Hanks. Zwei Nominierungen gab es auch für die in Deutschland entwickelte Netflix-Serie "Unorthodox" - als beste Mini-Serie und für die israelische Hauptdarstellerin Shira Haas.

Zählte man die Nominierungen in den zahlreichen Kategorien zusammen, baut Netflix seine erdrückende, schon im vergangenen Jahr etablierte Dominanz weiter aus. Der Streamingriese kam insgesamt auf 42 Nominierungen, 20 im Bereich Fernsehen und 22 im Bereich Kino. Die Zweitplatzierten HBO (Fernsehen) und Amazon Studios (Film) haben jeweils sieben - das zeigt, wie groß der Abstand auf Netflix ist.

Durch die Show am 28. Februar werden wieder einmal Tina Fey und Amy Poehler führen, das bewährte "Saturday Night Live"-Duo. Zusammen zwar, aber nicht am selben Ort: Fey wird im New Yorker Rainbow Room im Rockefeller Center auf Sendung gehen, Poehler im Beverly Hilton in Beverly Hills, die Gäste sollen zugeschaltet werden. Das erinnert an die Fünfzigerjahre, als die Oscars auch noch an beiden Küsten gleichzeitig zelebriert wurden - allerdings nicht mit dem Anspruch, dass die Witze sekundenschnell hin- und herspringen sollten.

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