Glosse:Welcher Getränkemarkt nimmt auf dem Mond die Zalando-Retouren an?

Flugzeug am Himmel

Das kleinste Mondpaket der Deutschen Post soll für 460 Dollar befördert werden. Mondpreise sind das!

(Foto: Valentin Flauraud/dpa)

Man könnte meinen, die Deutsche Post habe auf der Erde genug Probleme. Nun will sie ab 2019 auch im All ausliefern. Nur: Was schickt man da eigentlich hin?

Von Gerhard Matzig

Gelegentlich möchte man die Deutsche Post ja auf den Mond schießen. Zum Beispiel, wenn man in München mal wieder in der Agnesstraße 1 in jener Schlange der Gemarterten steht, die ungefähr von Schwabing bis zur Stratosphäre reicht. Wie kann das eigentlich sein, dass grundsätzlich von drei Schaltern mindestens vier geschlossen sind? Es ist ein Wunder, wenn auch ein satanisches. So wie die Grippe auch, die jedes Jahr ein paar Mal das Berliner Postwesen überrascht und lahmlegt. Ganz Berlin wartet dann sehnsüchtig auf Liebesbriefe oder den Ikea-Katalog. Vergeblich. Übrigens ist es auch so, dass die deutsche Postfiliale in aller Regel nicht vor neun Uhr morgens geöffnet wird. Und abends um 18 Uhr wird sie geschlossen. Womit die Post zielsicher jenen Teil der Menschheit von ihren Errungenschaften und Individualbriefmarken ausschließt, der sich nicht in Postfilialen abarbeitet. Bosse von der Post, schon weil ihr dauernd eure eigenen Filialen dichtmacht, sollte euch dämmern: Das ist ein immer größerer Teil.

Trotzdem, und das ist die neueste teuflische Wendung, werden wir die Post nicht auf den Mond schießen - weil sie das nämlich selbst erledigt: Ab 2019 will die Post Pakete auf dem Mond ausliefern. Als Mischung aus verspätetem Aprilscherz, Marketingaktion und visionärer Unternehmenskultur kursieren die Mondpläne im Internet. Man mag das auch im Wortsinn exorbitante Vorhaben kaum glauben: Sieht so viel Abenteuerlust der Post ähnlich? Doch selbst das Problem, dass der Mond noch immer ohne deutsche Postleitzahl im Universum rumhängt, soll schon bald gelöst werden. Alles andere, bestätigt ein Pressesprecher des Konzerns, Daniel McGrath, stehe bald bereit.

1,2 Million Dollar für ein Kilo. Das ist der reinste Mondpreis

Ihm zufolge arbeitet die Post mit dem US-Unternehmen Astrobotic zusammen, das Mondlandegeräte baut. Der "Peregrine Lunar Lander" soll in zwei Jahren erstmals 35 Kilogramm Nutzlast zum Mond befördern. Hauptsächlich zu Forschungszwecken. Aber fünf Kilo davon, so McGrath am Telefon, dienen der "privaten Zustellung". Hm, und was schießt man dann 385 000 Kilometer weit zum Mond? McGrath: "vielleicht Ihren Ehering". Aha. "Oder eine Haarlocke" - möglicherweise die der Geliebten. Oder man tütet beides ein. Auf geht's ins All. Die "DHL Moonbox" gibt es in verschiedenen Versionen, die aber - schwer zu frankieren - kaum die Größe einer Briefmarke übertreffen. Maximale Länge: 2,54 Zentimeter. Ein Kilogramm Fracht soll insgesamt 1,2 Millionen Dollar kosten. Das kleinste Mondpaket (online zu bestellen bei Astrobotic) wird für 460 Dollar befördert. Mondpreise sind das! Franz von Taxis, Begründer des Postwesens im 15. Jahrhundert, hätte seinen Spaß daran.

Offene Fragen: Welcher Getränkemarkt dort oben nimmt die Zalando-Retouren an? Was passiert, wenn man auf dem Mond nicht erreichbar ist? Muss man dann in die Agnesstraße? Was übrigens futuristisch, visionär und irre abgespaced wäre: Alle Postfilialen sind länger offen - und alle Schalter sind besetzt. Aber das ist Science-Fiction.

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