"Gleißendes Glück" im Kino:Zwischen Gewalt und Porno

Vereint in Liebesunfähigkeit: Helene (Martina Gedeck) und Christoph Brindel (Johannes Krisch).

Vereint in Liebesunfähigkeit: Helene (Martina Gedeck) und Christoph Brindel (Johannes Krisch).

(Foto: Wild Bunch)

Martina Gedeck als beziehungsunglücklich Frau, die vom gewalttätigen Ehemann (Johannes Krisch) zum pornografiesüchtigen Professor (Ulrich Tukur) findet: Was sich entsetzlich anhört, erweist sich hier als ihre Erlösung.

Eine Filmkritik von Josef Grübl

Frauen sind unglücklich mit ihren Beziehungen. Ein bewährtes Kinothema. Doch während die meisten Filme diese Sache komödiantisch angehen - mit schwulen Freunden, besten Freundinnen und Happy Ends, die süßer sind als der Schaumwein, der dazu gereicht wird - ist es hier ganz anders: Gleißendes Glück erzählt ernsthaft und bewusst distanziert von einer beziehungsunglücklichen Frau.

Tag für Tag kümmert sich die von Martina Gedeck gespielte Helene um den Haushalt, nachts kann sie nicht schlafen. Ihr Mann (Johannes Krisch) spricht nur das Nötigste mit ihr. Und er hat sich immer wieder nicht unter Kontrolle - dann wird er gewalttätig.

Berechtigtes Vertrauen in die Schauspieler

Als sie das Buch des Kybernetik-Professors Eduard Gluck (Ulrich Tukur) entdeckt, reist sie nach Hamburg und lernt ihn dort kennen. Man versteht sich gut, flirtet sogar ein wenig, bis er ihr von seiner Pornosucht erzählt. Für das frisch entflammte Interesse der beiden ist das eher hinderlich, ihre Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende.

Regisseur Sven Taddicken ("Emmas Glück") nahm sich nach mehrjähriger Pause einen Roman der britischen Schriftstellerin A.L. Kennedy vor und zeigt sich dabei recht furchtlos: Allzu schnell hätte diese Story einer Frau, die sich zwischen körperlicher Gewalt und sexuellen Extremen entscheiden muss, zu einer moralischen Abhandlung werden können, von einem vermeintlich chauvinistischen Regisseur obendrauf.

Doch Taddicken setzt auf die Strahlkraft seiner Schauspieler und ihre Fähigkeit, die Figuren zum Leben zu erwecken.

Gleißendes Glück, Deutschland 2016 - Regie: Sven Taddicken. Buch: Sven Taddicken, Stefanie Veith, Hendrick Hölzemann nach Motiven des gleichnamigen Romans von A.L. Kennedy. Kamera: Daniela Knapp. Mit: Ulrich Tukur, Martina Gedeck, Johannes Krisch, Hans-Michael Rehberg. Wild Bunch, 101 Minuten.

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