"Heute Abend melde ich mich unter Tränen und schweren Herzens bei Twitter ab", schrieb die schwarze Schauspielerin Leslie Jones am Dienstag auf ihrem Account des Kurznachrichtendienstes.
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Die 48-Jährige ist in den USA eine erfolgreiche Komikerin, seit Jahren arbeitet sie für die Sendung "Saturday Night Live" als Autorin und Darstellerin. Zurzeit ist sie in einem Remake der Horrorkomödie "Ghostbusters" zu sehen, der vorige Woche in den US-Kinos gestartet ist. In Deutschland läuft er am 4. August an. Der Clou dieses Films: Die Hauptrollen der vier Geisterjäger sind nicht mehr wie in den ersten beiden Teilen mit Männern besetzt, sondern mit Frauen.
Ein Umstand, gegen den Fans des Originals, meist sind es junge, männliche Internet-Nutzer, seit Wochen Sturm laufen, indem sie auf Online-Plattformen die Hauptdarstellerinnen diffamieren.
Der Twitter-Chef ergreift Partei
Ihren bisherigen Höhepunkt hat diese Hetzkampagne in den letzten Tagen auf Twitter erreicht, wo Leslie Jones von rassistischen Internet-Trollen mehrfach als "Affe", "Orang-Utan" und "King Kong" beschimpft wurde. Nach kurzer Bedenkzeit entschloss sie sich, die schlimmsten Beschimpfungen selber zu posten, um ihre Gegner öffentlich bloßzustellen. Der Online-Kampf von Jones-Freunden und Jones-Gegnern steigerte sich daraufhin in so absurde Höhen, dass Twitter-Chef Jack Dorsey persönlich mit ihr Kontakt aufnahm, und das Unternehmen sich in einem Statement auf ihre Seite schlug: "Solch missbräuchliches Verhalten ist auf Twitter nicht gestattet, und wir gehen gezielt gegen die Nutzer vor, die Leslie und andere uns gemeldet haben."
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Zu diesem Zeitpunkt war Jones aber wohl schon zu erschöpft, um sich weiter online zu wehren: Sie meldete sich ab. Womit sie das Opfer einer Entwicklung ist, die längst nichts mehr mit harmlosen und konservativen Nerds zu tun hat, die im Netz mit großer Leidenschaft Filme kritisieren. Denn hier geht es weniger um "Ghostbusters" als um einen Kulturkampf.
Frauen als Heldinnen provozieren eine ganze Heerschar junger Männer, die in vielen sozialen Netzwerken und Online-Plattformen die Mehrheit der Nutzer bilden und sich dort präpotent exponieren. Schon der Trailer zum Mädels-"Ghostbusters" entwickelte sich zur am schlechtesten bewerteten Filmvorschau in der Geschichte von Youtube.
Zwanzigtausend Männer gegen knapp siebentausend Frauen
Noch eindrücklicher ist der Umgang mit dem Werk in der Online-Filmdatenbank Imdb, wo die Nutzer Filme mit einer Bewertung von eins bis zehn Punkten versehen können. Die Imdb errechnet daraus einen Durchschnittswert und veröffentlicht eine Statistik, wie dieser zustande kam. Im Fall von "Ghostbusters" hatte der Film wochenlang eine miserable Durchschnittswertung von 3,9 - bevor er überhaupt ins Kino kam. Verschiedene Blogs haben daraufhin Screenshots der Geisterjägerstatistik gemacht, um ihre Entwicklung zu dokumentieren. Das Ergebnis: Vor allem Männer zwischen 18 und 44 Jahren haben den Film negativ bewertet. Zu Beginn war die Bilanz besonders krass, es standen 1865 Männer gegen 169 Frauen.
Erst der Twitter-Shitstorm hat weibliche Fans mobilisiert, bei Redaktionsschluss hatte der Film immerhin schon ein Ranking von 5,3 Punkten. Aber es standen immer noch mehr als zwanzigtausend Männer gegen knapp siebentausend Frauen.