Tobias Dorfer, Editorial SEO, empfiehlt das Buch
"1913 - Der Sommer des Jahrhunderts" von Florian Illies
Worum geht's? Hätte die Bunte 1913 schon existiert, das Jahr wäre ein Volksfest für den People-Journalismus gewesen. Inzestphantasien, eine Adlige zwischen zwei bekannten Männern, Intrigen, Eifersüchteleien, offen formulierte Gerüchte um die angebliche Homosexualität eines Literaten, Drogen und so weiter und so weiter - semiwichtige Geschichten aus dem Boulevard der Schönen und Berühmten gab es schon vor 100 Jahren. Und Florian Illies, der Autor, in dessen "Generation Golf" sich einst Heerscharen von Lesern wiederfanden, hat sie in seinem wunderbaren Buch "1913" aufgeschrieben.
Geschichte also. Die Chronik eines Jahres vom 1. Januar bis zum 31. Dezember. Klingt trocken? Ist es nicht. Das Buch ist gut. Und absolut lesenswert (hier eine Rezension von SZ-Autor Gustav Seibt). Man fröstelt mit dem kranken Rilke und leidet mit Thomas Mann, schaut Adolf Hitler beim Malen im Männerwohnheim zu, liegt bei Sigmund Freud auf der Couch und erfährt, wie diese Charaktere miteinander, gegeneinander - und häufig auch aneinander vorbei - gelebt haben.
Wer freut sich darüber? Burnoutgefährdete Gymnasiallehrer, deren Geschichtsgrundkurs in den kollektiven Winterschlaf gefallen ist, Freunde von "Unnützes Wissen" in Neon und alle, die in der Gala den Geschichtsteil vermissen.