Süddeutsche Zeitung

Gere am Klavier:"Ihr Deutschen seid unartig!"

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Sharon Stone und ihr Urinstinkt: Richard Gere spielt wie wild auf dem Klavier, die Stone räkelt sich dazu lasziv auf dem Flügel - alles endet in einem Kuss, und Bob Geldof ist genervt: die Wohltätigkeitsgala "Cinema for Peace" in Berlin.

Am Ende räkelte sich Sharon Stone auf dem Flügel, dem Richard Gere wilde Melodien entlockte. Neben ihm stand eine Frau aus Tibet, die dazu ihre eigenen Töne sang. Nur Bob Geldof hatte keine Lust mehr und setzte sich demonstrativ genervt auf eine Stufe.

Die Stars taten am Montagabend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt viel, um die glamouröse Berlinale-Gala zu einem Erfolg zu machen, für Afrika und für Tibet. Rund 600 Gäste waren zu dem gesellschaftlichen Höhepunkt des Filmfestivals gekommen.

Im ärmellosen, tief ausgeschnittenen cremefarbenen Kleid trat Frau Stone auf vor Kollegen wie Christopher Lee, Catherine Deneuve, Richard Curtis, Antonio Banderas und Marianne Faithfull. 15 Jahren ist es her, dass sie mit dem Erotik-Thriller "Basic Instinct" berühmt wurde. Nun spielte sie mit den Gästen, um bei der traditionellen Auktion möglichst viel Geld für Kinder in Darfur und tibetische Flüchtlinge zu erzielen.

"Ich werde euch bestrafen!"

Mal wackelte sie mit dem Po, mal hob sie mit ihren Händen die Brüste, mal drohte sie mit lasziver Stimme: "Ihr Deutschen seid unartig, laut und hört nicht zu. Ich werde euch bestrafen." Und versteigerte so Karten für ein Fußball-Länderspiel für 14.000 Euro.

Zuvor ging es ernster zu. Da hatte der bekennende Buddhist Richard Gere von einem 17-jährigen Mädchen erzählt, das im September 2006 beim Versuch, die Grenze zu überwinden, von chinesischen Grenzposten erschossen worden sei. Im Rahmen der G-8-Präsidentschaft habe Deutschland nun die Chance und Verantwortung, auf dieses Thema weltweit aufmerksam zu machen, forderte Gere, der Vorsitzender der International Campaign for Tibet ist und als Freund des Dalai lama gilt.

Geldof erklärte, der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder habe 2005 unterschrieben, dass die Bundesregierung 0,5 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe für Afrika zur Verfügung stellen werde. "Dieses Versprechen kann keiner brechen, auch nicht seine Nachfolger." Der Finanzminister sollte nicht skeptisch sein, sondern sagen: "Ja, das kann getan werden."

"Der Film ist lächerlich"

Die Bundesregierung solle die G-8-Präsidentschaft nutzen, um die Situation in Afrika zu verbessern. Geldof erhielt viel Beifall - auch von den Regierungsmitgliedern Heidemarie Wieczorek-Zeul und Ulla Schmidt.

Es folgten unzählige Preisverleihungen, unter anderem für den besten Film - in diesem Jahr Clint Eastwoods Doppelprojekt "Flags of our fathers" und "Letters from Iwo Jima". Leider war Eastwood nicht mehr in Berlin.

Auch Geldof erhielt einen weiteren Preis mit dem Titel "BMW Clean Energy". Die kurze Filmeinspielung über seine Taten fand er peinlich: "Der Film ist lächerlich. Dafür muss ich mich entschuldigen."

Dann versuchte Stone nach dem Essen nach dem Dinner mit Lachs, Kalb und Mousse noch einmal Schwung in die Gala zu bringen. Doch trotz ihrer Unterhaltungskünste verlief die Auktion zäh. Die prominenten Gäste aus Kultur, Wirtschaft, Medien und Politik wollten nicht so recht bieten. Dafür strömten sie am Ende für das Gruppenbild auf die Bühne - nicht ohne zuvor das eigene Handy für ein Erinnerungsfoto gezückt zu haben.

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