George Clooney im Interview:Früher war alles einfach

SUBURBICON

Regisseur George Clooney am Set seines neuen Films "Suburbicon".

(Foto: AP)

"Vorausgesetzt, man war ein weißer, heterosexueller Mann", sagt George Clooney. Mit unserer Autorin spricht er über die autokratischen Tendenzen der Ära Trump. Und die betäubende Gleichförmigkeit der Kleinstadt.

Von Susan Vahabzadeh

Es muss seltsam sein, wenn man so berühmt ist, dass die anderen all die Anekdoten, die man parat hat, schon mal irgendwo gelesen haben. George Clooney ist seit mehr als zwanzig Jahren ein Hollywoodstar, man könnte sogar sagen: eine der letzten Hollywoodlegenden.

Er war einer der ersten, denen es gelang, vom kleinen Bildschirm auf die große Leinwand zu wechseln und dabei tatsächlich immer größer zu werden - die Fernsehserie Emergency Room machte ihn zum begehrtesten Notarzt aller Zeiten, bald darauf wurde er "Batman" und zum "sexiest man alive" gewählt. Er wollte aber lieber ernst genommen werden als begehrt sein - und so kam es, dass er seine Filme selbst produzierte und irgendwann auch inszenierte, kein Popcorn-Kino, sondern politisch aufgeladene, kleine Meisterwerke wie der CIA-Film "Syriana" und "Good Night, And Good Luck", ein Drama über den Widerstand des Fernsehjournalisten Edward Murrow in der McCarthy-Ära.

Zum Kino kam dann auch bald direktes politisches Engagement dazu, in Darfur, gegen den Irak-Krieg. Inzwischen hat Clooney natürlich die Flüchtlingskrise auf dem Schirm, die Europa gerade verändert. Und so kam es, dass er im Frühjahr 2016 bei Kanzlerin Angela Merkel geladen war, um sich mit ihr über das Thema zu unterhalten. Das erzählt er am Rande des Interviews - ganz stolz: "Ich habe Ihre Kanzlerin getroffen!" Kann man da sagen: Das weiß ich doch? Ein überraschtes Gesicht machen ist da netter.

Am Morgen des Interviews mit Clooney gab es ein Unwetter in Venedig - trocken geblieben war dann zwar Clooney selbst, der sich sehr mitfühlend gab, aber vor Journalisten macht kein Regenguss halt. Man muss nicht allzu eitel sein, um sich ein bisschen fehl am Platz zu fühlen, wenn man dasteht wie ein begossener Pudel. Clooneys derzeitiges Thema ist die Ära Trump, und da redet er wie ein Wasserfall: Da sind die autokratischen Tendenzen, die er in ihm sieht, diese ganze Idee von "Make America Great Again". Von dieser Zeit, in der alles besser gewesen sein soll, handelt sein neuer Film "Suburbicon" - ein Thriller, der in einer übertrieben aufgeräumten, bonbonbunten Kunststadt spielt, Anfang der sechziger Jahre, nach dem Vorbild des realen Levittown. Die betäubende Gleichförmigkeit dieser Stadt ist eigentlich nicht reizvoll, sondern zum fürchten. So ist es auch gemeint. Früher war alles einfach, sagt Clooney: "Vorausgesetzt, man war ein weißer, heterosexueller Mann".

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