Georg Baselitz:"Für die sind wir nicht gut genug"

Georg Baselitz, 2016

Georg Baselitz zeigt vom 2. Juni bis 15. August im Schloss Dachau eine Ausstellung seiner Druckgrafiken aus den Jahren 1995-2015.

(Foto: Stephan Rumpf)

Er genießt als Künstler weltweite Anerkennung. Georg Baselitz fragt sich daher, warum so wenige seiner Werke in der Berliner Nationalgalerie hängen.

Von Susanne Hermanski

Georg Baselitz gehört zu den einflussreichsten zeitgenössischen Malern - und fühlt sich trotzdem hierzulande schlecht behandelt. Er fragt sich, warum trotz des weltweiten Erfolgs, den er und eine Handvoll anderer deutscher Kollegen hätten, in der Berliner Nationalgalerie so wenige Bilder von ihm und seinen deutschen Zeitgenossen hängen: "Für die sind wir nicht gut genug", sagt er der Süddeutschen Zeitung anlässlich einer großen Ausstellung, in der er nun sein druckgrafisches Werk im Dachauer Schloss zeigt.

Vergangenes Jahr hatte der Maler, der bekannt ist für seine Bilder, die auf dem Kopf stehen, bereits aus Protest gegen das geplante neue Kulturgutschutzgesetz des Bundes seine Leihgaben aus deutschen Museen geholt. Das Gesetz sieht vor, Museumssammlungen unter einen Ausfuhrschutz zu stellen.

Das Zurückziehen seiner geliehenen Ausstellungsstücke hat ihm Beifall, aber auch einige Häme eingebracht. Trotzdem würde er dasselbe wieder tun: "Das heißt für mich quasi, meine Familie in Sicherheit zu bringen. Dass man in Deutschland wieder an so einem Punkt angekommen ist, finde ich unmöglich", sagt er.

Dass der Staat in Person von Kulturministerin Monika Grütters auf diese Weise in den Kunstmarkt eingreifen wolle, lehnt Baselitz kategorisch ab. "Das heißt, es gewinnt gar eine Doktrin, die diktiert, wie man leben soll. Das habe ich in der DDR erfahren, und wie es vorher war, weiß auch jeder", erklärt der Maler, der seinen Künstlernamen seinem Geburtsort Deutschbaselitz in Sachsen entlehnt hat.

Preismäßig deutlich unter Gerhard Richter

Baselitz befürwortet den modernen Kunstauktionsmarkt, "der es übers Internet jederzeit möglich macht, den Handelswert eines Werkes zu überprüfen. Dafür muss man nicht einmal mehr in eine Galerie gehen." Solcherlei Transparenz schätze er.

Baselitz' Gemälde erzielten in der Vergangenheit einstellige Millionen-Beträge - ungleich mehr freilich als seine Grafiken, die er wie die gesamte Gattung zu Unrecht für unterschätzt hält. Ungleich weniger aber auch als die Rekord-Bilder seines Kollegen Gerhard Richter zum Beispiel, der seine Kindheit ebenfalls in Sachsen verbrachte. Dessen Werke gelten als die teuersten eines lebenden Künstlers, eines davon wurde 2015 für 41 Millionen Euro bei Sotheby's versteigert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: