Geisteswissenschaft:Wer Vergils vierte Ekloge nicht kennt

Ein Interviewband spürt der Forschungsgruppe "Poetik und Hermeneutik" nach.

Von Steffen Martus

Anfang der 1960er-Jahre plante der Germanist Clemens Heselhaus an der Universität Gießen ein "Lessing-Institut für Hermeneutik und Literaturkritik". Sein Projekt einer "zwischenfachlichen" Forschungseinrichtung lag im Trend. 1957 hatte der Sputnik-Schock im Westen dafür gesorgt, dass die Budgets insbesondere für "Verbundforschung" erhöht worden waren. Ein wichtiges Signal für die Geisteswissenschaften setzte dabei die Einrichtung der "Begriffsgeschichtlichen Kommission" der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Dort sollte interdisziplinär Grundlagenforschung betrieben werden, und zwar auf dem gleichen Niveau wie in naturwissenschaftlichen Kommissionen. Heselhaus schloss sich mit seinem romanistischen Kollegen Hans Robert Jauß und dem Philosophen Hans Blumenberg zusammen. Als vierter im Bunde wurde der Anglist Wolfgang Iser in die Task Force aufgenommen. Aus dem "Lessing-Institut" entstand die Forschungsgruppe "Poetik und Hermeneutik". 1963 veranstaltete sie ihre erste Tagung. Bis 1994 folgten sechzehn weitere. Für eine ganze Generation definierten diese Veranstaltungen den Maßstab für geisteswissenschaftliche Exzellenz.

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